International
UNO-Kommissarin Robinson bestätigt Plünderungen in Kabul
Geldwechsler in Kabul beklagen Raub von Millionen-Summen bei Taliban-Abzug
Kabul/Neu Delhi - Nach dem Abzug der radikal-islamischen Taliban aus Kabul hat es am Dienstag erste Berichte über Plünderungen in der afghanischen Hauptstadt gegeben. Hilfslieferungen der Vereinten Nationen seien in dem Durcheinander während des Einmarsches der oppositionellen Nordallianz in Kabul geraubt worden, teilte UNO-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson in
Neu Delhi mit. Wer dafür verantwortlich sei, sagte sie nicht. Robinson wies allerdings darauf hin, dass einige der Nordallianz-Führer einen "sehr schlechten Ruf in Sachen Menschenrechte" haben. "Wir fürchten, dass sich die Situation noch verschlimmert. Das wäre tragisch für die ganze Zivilbevölkerung", sagte Robinson.Geldwechsler beklagen Millionenraub
Geldwechsler auf dem Devisenmarkt in Kabul berichteten der
Nachrichtenagentur AFP, dass beim Abzug der Taliban Millionen
US-Dollars geraubt worden seien. Ob in die Plündereien Angehörige der
Taliban oder der Nordallianz verwickelt waren, blieb zunächst unklar.
"Sogar unsere Computer, Teppiche und Teekannen sind weg. Das ist ein
Verbrechen gegen Afghanistan", sagte Amin Djan Khosti, Chef einer
Geldwechselagentur. Den Gesamtverlust bezifferte Khosti auf 1,5
Millionen US-Dollar (1,68 Mill. Euro/23,1 Mill. S) und hundert
Millionen pakistanische Rupien (rund 24,5 Millionen S). Alle 80
Wechselgeschäfte seien geplündert worden, die Diebe hätten das Geld
mit Lastwagen abtransportiert.
Ein weiterer Geldwechsler wies darauf hin, dass viele normale
Einwohner Kabuls nun ihre Ersparnisse verloren hätten: "Der Markt war
eine Art inoffizielle Bank. Die Leute haben ihr Geld bei uns
angelegt, weil sie den staatlichen Banken nicht vertrauen." (APA/AFP/Reuters)