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Foto: EPA/ Tarik Tinazay
Istanbul - Nach mehr als einem Jahr Hungerstreik linker Gruppen in der Türkei setzen die türkischen Behörden zunehmend auf eine gewaltsame Lösung des Konflikts: Zum zweiten Mal innerhalb von acht Tagen gingen am Dienstag mehrere hundert Polizisten in Istanbul gegen ein Zentrum der Hungerstreik-Bewegung vor. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi wurden zehn Menschen festgenommen, darunter auch ein Deutscher. Die Polizisten verschafften sich mit Räumfahrzeugen und Panzerwagen Zutritt zu dem Viertel Kücükarmutlu im europäischen Teil der Stadt. Es gab heftige Auseinandersetzungen, bei denen die Polizisten Tränengas einsetzten und Unterstützer der Hungerstreikenden Molotow-Cocktails und Steine warfen. Nach Polizeiangaben wurden neun Hungerstreikende, die in Kücükarmutlu in so genannten "Todeshäusern" gemeinsam fasten, festgenommen und in ein Krankenhaus gebracht. Laut Anadolu Ajansi lehnten die Hungerstreikenden in der Klinik aber jede Behandlung ab und weigerten sich auch, der Polizei ihre Namen zu nennen. Der Deutsche wurde laut Anadolu Ajansi zusammen mit den Hungerstreikenden festgenommen. Einzelheiten über seine Identität lagen zunächst nicht vor. Nach Angaben von Anwälten der Hungerstreikenden hat der festgenommene Deutsche den Vornamen Ahmet; es handelt sich möglicherweise um einen Bundesbürger türkischer Herkunft mit zwei Pässen. Schon am 5. November hatte die Polizei in Kücükarmutlu "Todeshäuser" gestürmt; dabei wurden vier Menschen getötet. Der Hungerstreik linksradikaler Gruppen richtet sich gegen eine Gefängnisreform in der Türkei. Bei der Aktion, die seit mehr als einem Jahr andauert, verloren bisher 41 Menschen ihr Leben. Fast 40 weitere starben bei Zusammenstößen, Anschlägen und Selbstverbrennungen, die im Zusammenhang mit dem Hungerstreik standen. (APA)