Linz - "Gut gebildet, aufgeschlossen für Neues, mobil, initiativ, sehr engagiert." Eigenschaften, die sich ein Arbeitgeber nur wünschen kann. Und dennoch, diese Person hat es schwer, einen adäquaten Job zu finden. Denn sie ist ein Frau in Oberösterreich. Das Leben der Frauen in diesem Bundesland hat Elisabeth Aufhauser vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Uni Wien untersucht. In Auftrag gegeben hat diesen Bericht Oberösterreichs Frauenlandesrätin Ursula Haubner (FP). 1000 Frauen im Alter zwischen 19 und 50 Jahren aus den Bezirken Rohrbach, Vöcklabruck und Linz-Stadt wurden über ihr Leben befragt. Erschreckend findet Studienautorin Aufhauser, dass die Benachteiligung von Frauen in Oberösterreich in vielen Bereichen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt besonders groß sei. Allen voran das Berufsleben. So verdienen Oberösterreicherinnen nur 62 Prozent dessen, was Oberösterreicher verdienen (in Österreich sind es 67 Prozent). Der Grund für das weite Auseinanderdriften: Nur das Männereinkommen liegt in diesem Bundesland überdurchschnittlich hoch. Frauen hingegen arbeiten in kollektivvertraglich schlecht bezahlten Berufen wie etwa im Handel. Für qualifiziert Ausgebildete fehlen entsprechende Angebote, oder wie es Haubner formuliert: "Aus ihrer Qualifikation können sie keine finanziellen Vorteile ziehen." Das sei um so bedauernswerter, als bei den jungen Frauen - vor allem auf dem Land - ein Umdenkprozess eingesetzt habe. Auch wenn die Bildungsbeteiligung der Frauen in Oberösterreich noch nicht den Bundesdurchschnitt erreicht hat, finden ein Drittel der jungen Frauen in Vöcklabruck den Besuch einer Höheren Schule und ein Studium "selbstverständlich". Trotz dieser Einstellung ist für die Oberösterreicherinnen die Familie und nicht die Karriere der Grundpfeiler ihrer Lebensplanung. Nur jede zehnte Befragte gab an, kinderlos bleiben zu wollen. Das Ideal sei die Zwei-Kind-Familie. (ker/DER STANDARD, Printausgabe 14.11.2001)