New York - Auch eine zweite Schnellauswertung der Black Box des über New York abgestürzten Airbus hat in der Nacht zum Mittwoch keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund ergeben. Stattdessen untersuchten die Ermittler nun, ob eine durch ein dicht vorausfliegendes Flugzeug ausgelöste Turbulenz möglicherweise zu dem Unglück mit mehr als 260 Toten beigetragen hat. Auf dem Stimmenrekorder sei eine Äußerung des Piloten der American-Airlines-Maschine zu hören, es müsse dem"Wirbelschleppen" (auf Englisch "wake turbulence") entgegengesteuert werden, teilte die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde (NTSB) mit. Nur Minuten vor der Unglücksmaschine war am Montag ein Jumbo der Japan Airways vom John- F.-Kennedy-Flughafen gestartet. Klapperndes Geräusch NTSB-Sprecher George Black sagte vor Journalisten, genau 107 Sekunden nach dem Abheben des Airbus sei auf dem Stimmenrekorder aus dem Cockpit ein "klapperndes" Geräusch zu hören. Es seien weitere 7 Sekunden vergangen, bis sich der Pilot zu dem Geräusch äußerte. Dann sei alles rasend schnell gegangen. 121 Sekunden nach dem Start - oder 14 Sekunden nach dem ersten Geräusch - sei ein zweites Klappern zu hören. 4 Sekunden später (125) forderte der Copilot "maximale Kraft" voraus. Nach weiteren 2 Sekunden (127) sei vom Verlust der Kontrolle über das Flugzeug die Rede. Genau 144 Sekunden nach Abheben des Flugzeugs von der Startbahn ende die Aufzeichnung auf der Box, sagte Black. Das Flugzeug war in mindestens vier Teile auseinander gebrochen und auf ein Wohngebiet im New Yorker Stadtbezirk Queens gestürzt. Die beiden Triebwerke seien geborgen worden und würden noch untersucht. Nach ersten Untersuchungen seien in ihnen jedoch keine fremden Gegenstände oder Vogelkadaver gefunden worden. Zwar wollen die Behörden weder Sabotage noch einen Terrorakt völlig ausschließen. Doch "die vorläufige Untersuchung erbrachte keinen Hinweis darauf, dass irgendein fremder Gegenstand das Unglück auslöste, auch kein Vogel", sagte Black. Der Flugdatenrekorder, die zweite Black Box, wurde am Dienstag gefunden. Das Gerät, das technische Daten etwa über die Triebwerke aufzeichnet, wurde zur Untersuchung nach Washington gebracht. Absturzursache Turbulenz? Wie der Nachrichtensender CNN berichtete, war nach Überzeugung der NTSB eine von einem vorausfliegenden Flugzeug verursachte Turbulenz bereits 1994 Auslöser für den Absturz eines Passagierflugzeugs bei Pittsburgh (Pennsylvania), bei dem 123 Menschen starben. An der Absturzstelle in Queens wurden nach Angaben von New Yorks Bürgermeister Rudolph Giuliani bis Dienstag 262 Leichen geborgen. In dem verwüsteten Viertel Rockaway Beach gingen die Aufräumarbeiten weiter. Nach Angaben Giulianis wurden sechs Häuser völlig zerstört, sechs weitere wurden beschädigt und in Brand gesetzt. Die Regierung der Dominikanischen Republik, aus der die meisten Opfer stammten, verhängte eine dreitägige Staatstrauer. Die Behörden des Karibikstaates bereiteten die Überführung der sterblichen Überreste von mindestens 175 Landsleuten vor. Die Unglücksmaschine war am Montagmorgen mit 260 Insassen nach Santo Domingo gestartet. (APA/dpa)