Graz - Der Verkauf von 35 Prozent der Kapfenberger Stadtwerke an die Kärntner Kelag wird ein rechtliches Nachspiel haben: Der steirische Landesenergieversorger Steweag will rechtliche Schritte einleiten, weil unter anderem ein angeblich bestehendes Vorkaufsrecht übergangen wurde. Der Kapfenberger Gemeinderat hatte am Dienstagabend für den Zuschlag an das Kärntner Unternehmen und gegen die Steweag - eine Tochter der Energie Steiermark Holding AG (Estag) - entschieden. PriceWaterhouseCoopers hatte Kelag besser bewertet Der Kaufpreis beträgt 217 Mill. S (15,77 Mill. Euro). Sowohl der Kapfenberger Bürgermeister Manfred Wegscheider (S) als auch Kelag-Vorstand Hermann Egger erklärten am Mittwoch, dass den Stadtwerken "die Eigenständigkeit erhalten" bleibe. Der Verkaufserlös geht an den Eigentümer, eine weitere Veräußerung von Anteilen sei vom Gemeinderat nicht beschlossen. Die Kelag besitze, so der Bürgermeister, allerdings eine Option darauf. Wegscheider betonte, man habe den "Bestbieter" gewählt, der Preis sei nur eines von mehreren Kriterien gewesen. Außerdem habe die Beraterfirma PriceWaterhouseCoopers das Kelag-Anbot besser bewertet. Kelag-Vorstand Egger sagte, man werde regionalen Unternehmen ihre Eigenständigkeit belassen. Die Kelag biete die Vorteile eines nationalen Unternehmens, das seinerseits mit der deutschen RWE einen "global player" im Hintergrund habe. Dass die Kapfenberger Stadtwerke nicht der letzte regionale Einstieg - und damit etwaiger Steweag-Konkurrenz - bedeuten werden, machte der Kelag-Vorstand ebenfalls deutlich: Man sei auf der Suche nach weiteren Kooperationen mit regionalen Energieversorgern und Stadtwerken. Der Kärntner Finanz- und Wirtschaftsreferent Karl Pfeifenberger (F) wurde noch deutlicher: Die Kelag sei "ihrem Auftrag gerecht geworden, mit Unterstützung der RWE strategischer Brückenkopf in Österreich und in den südöstlichen Nachbarregionen zu sein". Steweag habe um 10,5 Mill. S (763.065 Euro) mehr geboten als die Kelag Steweag-Vorstand Oswin Kois ist darüber erzürnt. Dazu wären noch 35 Mill. S gekommen, die die Steweag in den Kapfenberger Stadtwerken belassen hätte. Kois sagte, man habe eine Rechtsanwaltskanzlei beauftragt, denn "wir werden die Entscheidung der Kapfenberger Stadtgemeinde nicht zur Kenntnis nehmen", so Kois in Hinblick auf das angeblich missachtete Vorkaufsrecht. Das Anbot der Kelag, "gemeinsam rund 1.150 GWh Strom abzusetzen" bezeichnete der Steweag-Vorstand außerdem als "irreal". (APA)