London - Die afghanischen Taliban-Milizen stehen nach den Worten des britischen Premiers Tony Blair vor dem "völligen Zusammenbruch". Zwar gebe es noch hier und da kleine Gruppen von Taliban-Kämpfern, doch löse sich die Unterstützung für die Milizen "in Luft auf", sagte Blair am Mittwoch vor dem britischen Parlament. Die Kämpfer der Nordallianz forderte er auf, "sich zu beherrschen, Racheakte zu vermeiden und mit der UNO zusammenzuarbeiten". Einen Fronteinsatz der als Vorhut für die UNO gedachten britischen Soldaten, die innerhalb von 48 Stunden nach Kabul und Mazar-i-Sharif entsandt werden könnten, wollte Blair nicht ausschließen. Vorrangige Aufgabe der Truppen sei die Sicherung humanitärer Transportwege sowie der Geleitschutz für Hilfslieferungen. Doch auch ein Einsatz in "offensiven Front-Operationen" könne nicht ausgeschlossen werden. Zuvor hatte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums betont, die Soldaten würden nicht an Militäroperationen gegen die Taliban teilnehmen. Neues "Beweisdokument" gegen Osama bin Laden Blair legte auch ein aktualisiertes "Beweisdokument" gegen Osama bin Laden vor. Die wichtigste Ergänzung sei, dass nun nicht mehr nur drei, sondern den meisten der an den Anschlägen vom 11. September beteiligten Terroristen Verbindungen zu Bin Ladens Organisation El Kaida nachgewiesen werden könnten. Es gebe nun "überhaupt keinen Zweifel" mehr daran, dass Bin Laden und El Kaida für die Anschläge verantwortlich seien, sagte Blair im Unterhaus in London. "Sie sind Terroristen, und die Geschichte wird sie als solche einstufen", sagte Blair. "Sie sind schuldig und werden sich verantworten müssen." Die britische Regierung gibt allerdings zu, dass das Papier nicht als Beweisdokument für ein Strafverfahren gegen Bin Laden geeignet wäre. Das Dokument listet vor allem Aussagen von Bin Laden und anderen El Kaida-Mitgliedern auf. So habe ein Sprecher Bin Ladens die Anschläge als "gute Tat" bezeichnet, die "die Schlacht ins Kernland Amerikas getragen" habe. "Der Sturm der Flugzeug-Angriffe" werde sich nicht legen. In einem am 20. Oktober produzierten Video für Anhänger von El Kaida habe Bin Laden außerdem erklärt: "Wenn es Terrorismus ist, die Morde an unseren Leuten zu rächen, dann soll die Geschichte bezeugen, dass wir Terroristen sind." (APA)