Italiens Kulturminister Giuliano Urbani fühlt sich zu Unrecht verfolgt. Dass 37 Direktoren wichtiger Museen wie Louvre, Prado und National Gallery ihn in einem Schreiben vor der angekündigten Privatisierung der italienischen Museen warnen, führt er auf ein "Missverständnis" zurück. Seit Urbani Anfang Oktober seine "revolutionäre Idee" angekündigt hat, will die Diskussion darüber nicht enden. Anlass ist ein vom Senat genehmigter Paragraph, nach dem der Staat Museen und Galerien für fünf Jahre an Private verpachten kann. Urbani beschwichtigt: Die Zuständigkeit für Denkmalschutz und Restaurierung bleibe weiterhin in staatlicher Hand. Es gehe darum, die aufwendige Personalverwaltung und eine Reihe von Dienstleistungen wie Führungen, Kartenverkauf, Vormerkungen und Sicherung der Kunstschätze in private Hände zu legen. Doch zu einem Rückzieher sah sich der Minister bereits gezwungen: Das vor dem Chigi-Palast lautstark protestierende Personal werde seine staatlichen Arbeitsverträge behalten. Louvre-Direktor Henri Loyrette widersprach Urbani in der Tageszeitung La Repubblica . Man könne die Führung eines Museums nicht in wissenschaftliche Leitung und private Nutzung aufspalten. Doch Urbani, Professor für Politische Wissenschaften an der Mailänder Bocconi-Universität und Gründungsmitglied von Berlusconis "Forza Italia", will mehr Leben in die 3500 italienischen Museen bringen: Botticellis Frühling in den Uffizien würde er gerne "in ein Renaissance-Ambiente mit Musik und Kostümen der Zeit eingebettet sehen". Sein für exzentrische Auftritte berühmter Staatssekretär Vittorio Sgarbi kann die Polemiken nicht begreifen. Er sieht in der Privatisierung "die entscheidende Lösung für unser Kulturerbe". Wie das aussehen könnte, führt Sgarbi derzeit im italienischen Fernsehen vor: In einem Werbespot für eine Zuckerfirma wälzt er sich mit einer vollbusigen Frau im Bett. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 11. 2001)