Nun ist die Kuh endlich aus dem Stall. Telecom Italia hat offiziell mitgeteilt, dass ihr Österreich-Engagement ein Ablaufdatum hat und dass sie ihren Anteil an der Telekom Austria verkaufen will. Und damit auch genug Geld in die Kasse kommt, soll offenbar auch das Viertel an der gewinnbringenden Mobilkom verklopft werden. Wie zu erwarten, gibt sich der zweite Großaktionär der Telekom, die Staatsholding ÖIAG, blauäugig. Man sei überrascht und werde sich bis Weihnachten überlegen, wie ein Ausstiegsszenario aussehen könnte. Das große Hängen und Würgen um die Zukunft der Telekom Austria ist wieder voll im Gang. Denn zwar mimt die ÖIAG den starken Eigentümer, der sich zurücklehnt und schaut, was der italienische Partner so an Investoren herbeikarrt. In Wahrheit aber wurde das letzte Kapitel einer typisch österreichischen Tragödie aufgeschlagen. Denn wenn die ÖIAG ihre sieben Zwetschken noch halbwegs beisammen hat, dann weiß sie, dass das auf absehbare Zeit die letzte Chance ist, die Telekom an den Mann, sprich an einen potenten Investor zu bringen. Glaubt man Insidern, ist nicht nur der Ausstieg der Italiener längst besiegelt, sondern es stehen alle Zeichen auf Totalverkauf. Die Marktbedingungen dafür sind allerdings noch viel schlechter als beim Börsengang. Die gesamte Telekombranche stöhnt und ächzt nach Milliardeninvestments und sündteuren Übernahmeschlachten, die Schuldenlast hat für den Hausverstand unfassbare Dimensionen angenommen. Also werden die Macher in der Staatsholding bald erkennen, dass ein Verkauf im Doppelpack die beste Lösung ist. Denn jeder Investor ist besser als die ÖIAG. Diese war ohnehin nicht in der Lage, die von der Politik jahrzehntelang ausgepresste Telekom auf Vordermann zu bringen. (DER STANDARD, Printausgabe 15.11.2001)