Eine "Vorverurteilung", die "nicht mit der Ehre des Journalismus" vertretbar sei - so urteilte am Mittwoch im Wiener Oberlandesgericht der Senatsvorsitzende Ernest Maurer über ein News-Cover, auf dem es im Juni 1997 geheißen hatte "Der Bajuware spricht". Der Medienprozess gegen die News-Verlagsgruppe war vom "legendären Ingenieur", der in der Briefbombencausa völlig zu Unrecht als mutmaßlicher Mittäter in die Schlagzeilen geraten war, angestrengt worden. In zwei News-Berichten war der Ingenieur in Anlehnung an die damals noch ungeklärten Sprengstoffanschläge einer "Bajuwarischen Befreiungsarmee" (BBA) nicht nur als "der Bajuware" tituliert worden, auch von einem möglichen Naheverhältnis zum "Bombenhirn" war die Rede. Der unbescholtene Ingenieur klagte. News ließ im Laufe des Prozesses sogar den ehemaligen Sicherheitsgeneraldirektor Michael Sika als Zeugen auffahren, doch dessen Aussage entpuppte sich als Bumerang: Gegen den Ingenieur habe es nie einen ernsthaften Briefbombenverdacht gegeben, bestätigte Sika im vergangenen Jänner. Der Ingenieur, vertreten von der Wiener Rechtsanwältin Ulrike Christine Walter, bekam Recht. Auch der letztmöglichen Berufung von News wurde nun nicht stattgegeben. Entschädigung Das Medienunternehmen muss dem Ingenieur mehr als 100.000 Schilling (7267 Euro) Entschädigung zahlen, muss die Prozesskosten tragen und muss die Entscheidung auf einem der zukünftigen News-Cover veröffentlichen. Das mündlich begründete Urteil des Wiener Oberlandesgerichtes ist bereits rechtskräftig. Bereits im Vorjahr hatte der Ingenieur im Wiener Straflandesgericht einen Prozess wegen übler Nachrede gegen ein Mitglied der News-Chefetage gewonnen. (red/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.11.2001)