Wien - Kann man den Meldungen vom Kriegsverlauf vertrauen, dann scheint ein Ende des Krieges in Afghanistan absehbar - keineswegs kann man dies vom Leiden der Menschen behaupten. Umso dringender sind die Menschen vor dem nahenden Winter auf ausländische Hilfe angewiesen. Auch in Österreich werden fleißig Spenden gesammelt - doch mit nicht gerade überwältigendem Erfolg, wie die Nachfrage bei den Hilfsorganisationen ergab. Ganze 786.000 Schilling sind bisher auf dem Konto des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK) eingegangen. "Das ist sehr matt, etwa im Vergleich zum Erdbeben in Indien", meinte ÖRK-Sprecher Bernhard Jany, der auch eine mögliche Erklärung parat hat: Den Mangel an Bildern in den Medien, der die Menschen aufrütteln würde. Aber Anrufer würden auch ihr "denen geb' ma nix" mit den Vorfällen des 11. September rechtfertigen. Lokale Wirtschaft ankurbeln Zudem könnte - so Jany - auch das Mitleidspotenzial nach den Wochen nach dem einschneidendem Datum aufgebraucht sein". Umso dringender wurden die fünf Millionen Schilling benötigt, die das Bundeskanzleramt dem ÖRK zur Verfügung gestellt hat. Damit werden etwa Decken und Lebensmittel an Ort und Stelle angekauft, was nicht nur billiger ist, sondern auch Transportkosten spart und die lokale Wirtschaft ein wenig ankurbelt. Wenig Grund zur Klage über die Spendenbereitschaft hat man bei UNICEF. In Österreich wurden bereits drei Millionen Schilling für Hilfskonvois aufgetrieben - weitere drei sollen es mit Hilfe der Weihnachtskampagne werden, fünf wären ein "Traumziel". Insgesamt ist man bei dieser Hilfsorganisation überrascht, "dass es so gut läuft". Zudem stammen die Gelder nahezu ausschließlich von Privatleuten. Nur einem Bruchteil kann geholfen werden Auf 4,6 Millionen Schilling kann die Caritas verweisen, von denen allerdings bis auf 100.000 schon alles ausgegeben wurde. Weitere drei Millionen sind für weitere Programme "verplant", wobei vor allem unterernährte Kinder unterstützt werden sollen - wenn die Spender bis Weihnachten mitmachen, erläuterte Gabriele Sonnleitner, die sich schon an Ort und Stelle ein Bild von der prekären Lage gemacht hat. "Es tut weh, dass man nur einem Bruchteil der Menschen helfen kann", beklagte die Caritas-Mitarbeiterin die Diskrepanz zwischen der Dimension der Tragödie und dem Spendenverhalten. Beim Erdbeben in Indien griffen Herr und Frau Österreicher doppelt so tief in die Brieftasche - "Aber wer spendet, der hat den Ernst der Situation begriffen und spendet viel", weiß Sonnleitner. Zwiespältige Erfahrungen Zwiespältig sind offenbar auch die Erfahrungen der Ärzte ohne Grenzen, die auf langjährige Erfahrung in Afghanistan verweisen können. Rund drei Millionen Schilling sind für die komplexe Situation "eine positive Überraschung", aber wenig im Vergleich zu Kosovo und Mosabik, so Gabriele Faber-Wiener. "Wir sind zufrieden, brauchen und wünschen uns aber mehr", meinte man bei Care Österreich, das Dank der Kooperation mit Außenministerium und Kronen Zeitung bisher eine Million Schilling an Spendengeldern lukrieren konnte. Die berühmten Pakete sind übrigens hier nur symbolisch präsent: Die Gelder werden etappenweise überwiesen und werden an Ort und Stelle zum Ankauf von Lebensmitteln eingesetzt. Vor allem den afghanischen Flüchtlingen in Tadschikistan, Pakistan und im Niemandsland kommen jene 3,5 Millionen Schilling zu Gute, die bisher vom Österreichischen Hilfswerk aufgetrieben werden konnten - relativ wenig. "Es gibt Bereiche, wo sich die Bevölkerung mehr angesprochen fühlt", meinte Romana Klär diplomatisch. Die Diakonie konnte mit rund 400.000 Schilling an Spendengeldern nur einen Bruchteil der sechs Millionen für den Kosovo lukrieren. Doch wurden davon schon 250.000 eingesetzt. (APA)