Palo Alto - Mit Quartals- und Jahresergebnissen, die zwar einen scharfen Umsatz- und Gewinnrückgang brachten, aber deutlich über den Markterwartungen lagen, konnte der weltweit zweitgrößte Computerhersteller Hewlett-Packard seine Aussichten auf einen Vollzug des geplanten Aufkaufs des Konkurrenten Compaq deutlich verbessern.

Die Fusionspläne wurden unmittelbar nach Bekanntgabe Anfang September mit einem deutlichen Kursverfall beider Werte quittiert. Erst vor kurzem meldeten Mitglieder der Hewlett- und Packard-Familien ihre Opposition an. Dave Packard und Bill Hewlett hatten HP 1938 mit 538 Dollar Kapital in einer Garage in Silicon Valley gegründet und damit nicht nur den Grundstein zu einem globalen Konzern sondern auch zur Legende der "Garagenfirma" gelegt.

Für das vierte Quartal meldete HP Mittwoch spätnachmittag einen Nettogewinn von 97 Mio. Dollar (110 Mio. Euro/ 1,5 Mrd. S), verglichen mit 922 Mio. Dollar (1,04 Mrd. Euro/ 14,37 Mrd. S) im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz gegenüber dem Vergleichsquartal sank von 13,3 auf 10,9 Mrd. Dollar.

Erstmals gebe es wieder Anzeichen einer normalen saisonalen Entwicklung im Computermarkt: Gegenüber dem 3. Quartal 2001 sei der Umsatz um sechs Prozent gestiegen, was eine Rückkehr zu normalen Jahreszyklen erhoffen lasse.

Wall Street entschloss sich jedenfalls, die Jahreszahlen positiv zu interpretieren. Die Aktien von Hewlett Packard stiegen nach Bekanntgabe der Ergebnisse sprunghaft um mehr als zehn Prozent an, über den Tag konnte HP einen Kurszuwachs von 7,9 Prozent behalten. Schon seit Anfang November hatten sich die Werte von HP deutlich erholt und lagen wieder über dem Kurs vor Bekanntgabe des Fusionsplans, während Compaq weiterhin Kursverluste verzeichnete, die jetzt von den HP-Ergebnissen mit nach oben gezogen wurden.

HP-Chefin Carly Fiorina nutzte die gut bewerteten Ergebnisse, um ihre Fusionsabsichten entgegen früherer Kritik von Investoren und Analysten zu bekräftigen. "Es ist wichtig daran zu denken, dass die Zustimmung zu dieser Fusion ein Prozess ist, den wir erst zur Hälfte absolviert haben", sagte Fiorina.

"Wir sind davon überzeugt, dass diese Fusion stattfinden wird." Während die Ablehnung von Familienmitgliedern mit einem Anteil unter zehn Prozent kam, wollen Mitglieder der Packard-Familie die über zehn Prozent halten ihre Entscheidung von einem noch ausständigen Gutachten abhängig machen. (agt, spu, Der Standard, Printausgabe, 16.11.01)