New York/Washington - Vor dem Hintergrund der sich überstürzenden Ereignisse in Afghanistan suchen die Vereinten Nationen in New York unter Hochdruck nach einer politischen Lösung für Kabul. Aus diplomatischen Kreisen verlautete, dass auf allen Ebenen intensive Vorbereitungen für die politische Hilfestellung laufen. Der Weltsicherheitsrat hatte die UNO in der Nacht zum Donnerstag beauftragt, der afghanischen Bevölkerung bei der Bildung einer breit angelegten und multi-ethnischen Regierung zu helfen. Bereits an diesem Freitag wollte der UNO-Sonderbeauftragte Lakhdar Brahimi die "Freundesgruppe" (G 21) von 21 Ländern zum Meinungsaustausch über das weitere Vorgehen einberufen. Angst vor Nordallianz Mit seiner Resolution gab der Sicherheitsrat auch grünes Licht für Sicherheitsmaßnahmen, die den politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau des durch mehr als zwei Jahrzehnte Krieg zerstörten Landes vor Eingriffen schützen soll. Das Mandat stützt sich auf den Fünf-Punkte-Plan von Brahimi, der unter anderem eine internationale Friedenstruppe für die Übergangsphase nach dem Taliban-Regime vorschlägt. Brahimis Stellvertreter Francesc Vendrell ist nach Informationen aus New York bereits am Donnerstag mit 17 Begleitern in Kabul eingetroffen und wollte umgehend Gespräche mit Vertretern der Nordallianz aufnehmen. Die Vereinten Nationen befürchten, dass sich die Nordallianz in Kabul etabliert und die Bildung der geplanten Übergangsregierung aus allen ethnischen Gruppen Afghanistans verhindern könnte. Weltsicherheitsrat unter Zeitdruck Durch den überraschend schnellen Rückzug der Taliban war der Weltsicherheitsrat unter großen Zeitdruck geraten und hatte seine Resolution bereits 24 Stunden nach einer eintägigen offenen Debatte verabschiedet. UNO-Generalsekretär Kofi Annan lobte das schnelle Vorgehen des Rates und erklärte: "Wir haben jetzt eine offizielle Grundlage zum Handeln." Seine Organisation sei dabei, ihre Mitarbeiter in das Land zurückzuschicken, um humanitäre Hilfe und Unterstützung jeder Art zu leisten. Die USA werden nach eigenen Angaben wahrscheinlich keine Friedenstruppen für Afghanistan stellen. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte am Donnerstag in Washington, US-Soldaten könnten sich an einer Jagd nach dem moslemischen Extremisten Osama bin Laden und den Anführern seiner Organisation El Kaida oder auch an Vorbereitungen für einen humanitären Einsatz beteiligen. "Wenn es darum geht, dass US-Truppen Teil eines quasi-permanenten Friedenseinsatzes in dem Land werden, halte ich das für sehr unwahrscheinlich." Die USA haben nach eigenen Angaben zurzeit "einige wenige" Spezialeinheiten in Afghanistan. (APA/dpa/Reuters)