Wien - Am Freitagnachmittag gingen Gewerkschafter im österreichischen Handel durch die Betriebe und verteilten Flugblätter: "Es reicht!", ist darauf zu lesen und: ". . . treffen wir uns am 1. Dezember auf der Wiener Mariahilfer Straße." Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) macht also wie angekündigt mobil, um bei den derzeit stockenden Kollektivvertragsverhandlungen für Arbeitnehmer im Handel Druck zu machen. Diese wurden Anfang November abgebrochen, wobei die Arbeitgeber eine Erhöhung der Mindestlöhne um rund ein Prozent, die Arbeitnehmer hingegen plus 3,6 Prozent fordern. "Ein Abschluss unter der Teuerungsrate kommt aber nicht in Frage", betonten Gewerkschafter. Als Inflationsrate setzen die Arbeitnehmer rund 2,6 Prozent an. Zehntausende Menschen erwartet Zur Demonstration auf der Mariahilfer Straße werden rund zehntausend Menschen erwartet. Es sei zunächst eine "Auftaktveranstaltung", sagt GPA-Verhandler Erich Reichelt. Das heißt, auch an den folgenden Einkaufssamstagen könnten Gewerkschafter Einkaufsstraßen "zusätzlich beleben", wie Reichelt formuliert. Sollten die Arbeitgeber sich nicht in Richtung 2,6 Prozent bewegen, seien bundesweit "Betriebsversammlungen möglich bis hin zur letzten Konsequenz". Das Wort "Streik" wird von Reichelt vermieden. GPA-Vorsitzender Hans Sallmutter dazu: "Wir gehen weiterhin von Besonnenheit und Vernunft der Arbeitgeber aus, wie sie sich bei den KV-Abschlüssen anderer Branchen gezeigt hat." Erich Lemler, Verhandler für die Wirtschaftskammer, sagt auf S TANDARD -Anfrage: "Das regt mich nicht auf." Die wirtschaftliche Lage im Handel sei eben flau. Die Gewerkschafter müssten "die Realität zur Kenntnis nehmen." Das erste Halbjahr habe einen erwiesenen Realumsatzrückgang von einem Prozent gebracht. (szem, DER STANDARD, Printausgabe 17.11.2001)