Tübingen - Forscher der Eberhard Karls Universität Tübingen haben nachgewiesen, dass die zusätzliche Verabreichung des Medikaments Memantine das Vorkommen von Phantomschmerzen nach einer Amputation deutlich verringern kann. In der ersten Woche nach der Operation erhalten die meisten Patienten eine lokale Betäubung zur Blockierung der Schmerzbahnen des verbleibenden Körperteils. So kann laut dem leitenden Wissenschaftler Klaus Mathiak zwar das Ausmaß, aber nicht die Wahrscheinlichkeit des folgenden Schmerzes verringert werden. Mit Memantine reduzierte sich das Auftreten eines Phantomschmerzes innerhalb des ersten Jahres nach der Amputation auf 20 Prozent, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist. Das Team behandelte 19 Patienten so rasch wie möglich nach einem Unfall, bei dem sie zumindest einen Finger verloren hatten. Zusätzlich zur örtlichen Betäubung in der ersten Woche erhielten die Teilnehmer eine orale Dosis Memantine. Dieses Medikament ist dafür bekannt, dass es einen dämmenden Effekt auf verschiedene Nervenebenen im Rückgrat und dem kortikalen Bereich hat. Phantomschmerzen treten auf, wenn Bereiche im Gehirn von benachbarten Regionen übernommen werden, die zuvor Signale vom fehlenden Körperteil erhalten haben. Derzeit ist nicht klar, ob die Schmerzprävention bei den Studienteilnehmern von Dauer sein wird. "Erst eine Langzeit-Beobachtung kann feststellen, ob es sich um einen anhaltenden Effekt oder nur um eine Verzögerung der Reorganisation handelt", erklärte Mathiak, der die Ergebnisse der Studie auf dem Annual Meeting der Society for Neuroscience in San Diego präsentierte. (pte)