Innsbruck/Bagdad - Borsippa (laut assyrischen Keilschrifttexten Barsib oder Barsip, heute Birs Nimrud), etwa 15 Kilometer südwestlich der Ausgrabungen von Babylon gelegen, ist seit 1980 Ausgrabungsziel österreichischer Archäologen. Bei den bisher 17 Grabungskampagnen ging es in erster Linie um vergleichende Studien zwischen Borsippa und der "Schwesternstadt" Babylon, insbesondere bei der Erforschung der Ziggurat und von Tempeln. Der Kult des Gottes Nabu, des Schreiber- und Gelehrtengottes, mit seinem Heiligtum Ezida und dem Stufenturm Euriminanki ("Haus der sieben Befehlshaber des Himmels und der Erde") stand dem des babylonischen Hauptgottes Marduk sehr nahe. Auch sonst war der Zusammenhang zwischen beiden Städten, die einst durch einen Kanal verbunden waren, sehr eng, so dass Borsippa als "zweites Babylon" bezeichnet wurde. In späthebräisch-talmudischer Zeit und sogar bis ins 19. Jahrhundert galt der Rest der Ziggurat von Borsippa als Turm von Babel. Dazu trugen auch die Maßangaben bei Herodot (5. vorchr. Jhdt.) bei. Die Blütezeit Borsippas war zweifellos unter dem neubabylonischen König Nebukadnezar II. (605-562 v. Chr.). Aus Texten weiß man, dass die Stadt von einer Mauer mit dem Namen "Gut ist ihre Umgebung" umschlossen war. Die heute noch teilweise sichtbare Mauer hatte zahlreiche Stadttore, jeweils einem Gott zugeordnet. Auch Borsippa besaß so wie Babylon eine Prozessionsstraße. Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgten erste Ausgrabungen an der Ziggurat durch Henry Rawlinson, dabei wurde klar, dass besagte antike Stadt den Namen Borsippa trug. Hormuzd Rassam untersuchte 1879 und 1880 den dem Turm vorgelagerten Haupttempel von Borsippa, Ezida. Robert Koldewey, der berühmte deutsche Ausgräber von Babylon, unternahm 1902 Untersuchungen und schrieb zukunftsweisend in einem Brief, dass Borsippa wesentliche Erkenntnisse für die Zeit Nebukadnezars Iiefern würde und damit Rückschlüsse auf das Babylon der damaligen Zeit gegeben wären. (APA)