Wien - Der Wiener Landeshauptmann und Bürgermeister Michael Häupl (S) wendet sich scharf gegen eine Erklärung von EU-Kommissionspräsident Romano Prodi wonach das Atomkraftwerk Temelin ein rein österreichisch-tschechisches Problem sei. "Temelin ist ein europäisches Problem" so Häupl in einem in der "Kronenzeitung" veröffentlichten Interview. Das AKW sei mit europäischen Geldern aufgebaut worden, jetzt müsse die EU das Kernkraftwerk Temelin auch beseitigen. Häupl schlug vor, mit EU-Geldern die kalorischen Kraftwerke Tschechiens auf den letzten Stand zu bringen, dann habe das Land ausreichend Strom. Die Bemerkung von Umweltminister Wilhelm Molterer (V), Tschechien dürfe das AKW errichten, bezeichnete der Bürgermeister als Fehler. Man müsse sich fragen, welchen Weg der Umweltminister beschritten habe, um das AKW zu verhindern. Außerdem will er wissen, welche Strategie Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V), Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (V) und der Umweltminister in dieser Frage verfolgen, insbesondere da es nur noch drei Staaten in der EU gebe, die sich zur Atomkraft bekennen. Kanzler, Außenministerin und Umweltminister war er vor, keine Bündnispartner gefunden zu haben, weil sie sich nicht darum bemüht hätten. Abschließend erklärte Häupl, die Verhandlungen mit Tschechien müssten keineswegs bis Jahresende abgeschlossen sein. Weder die Äußerungen von Kommissionspräsident Prodi noch von Erweiterungskommissar Günter Verheugen seien in dieser Sache hilfreich. "Man wird sich die Zeit nehmen müssen, und hart verhandeln, um ans Ziel zu gelangen", so Häupl. (APA)