Frankfurt/Berlin (APA/dpa) - Die Kosovo-Wahlen vom Wochenende beschäftigen am Montag die Kommentatoren mehrerer deutscher Zeitungen. "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ): "Erst war das Kosovo im Schatten Mazedoniens verschwunden, dann im Schatten Afghanistans. Nun haben die Wahlen es wieder ans Licht der Tagesaktualität geholt. Und schon fangen die Fragen und Zweifel an, obwohl die Herren des Wahlverfahrens sich so ungeheuer zufrieden geben mit dem Ablauf und dem Ausgang. Wahrscheinlich ist tatsächlich der Führer der gemäßigten Albaner, Ibrahim Rugova, mit seiner Demokratischen Liga der Sieger (...) Doch die realistische Rechnung sieht wohl anders aus. Ist dies alles balkanesische Innenpolitik, so berührt Rugovas Forderung nach Unabhängigkeit die große Weltpolitik und deren völkerrechtliche Grundsätze. Auch wenn die Vereinten Nationen noch keine Entscheidung über den Status des Kosovo zu treffen bereit sein sollten, könnten sie mit der Zulassung einer parlamentarisch-demokratischen Präsidentenwahl einen Automatismus in Gang gesetzt haben, der um so weniger zwingend war, als über dem gewählten Präsidenten weiterhin der Chef der UN-Übergangsverwaltung thront." "Frankfurter Rundschau": "Die Kosovaren haben sich bei der ersten freien Wahl für die Stimme der Mäßigung entschieden. Der moderate Albanerführer Ibrahim Rugova verspricht eine gute Kooperation mit der internationalen Gemeinschaft, die auch in einem selbstverwalteten Kosovo das letzte Wort behalten wird. (...) Die Helden des 'Befreiungskampfes' haben sich nach dem Abzug der Serben mit Arroganz und Selbstherrlichkeit die Sympathien verscherzt. (...) Für die internationale Gemeinschaft ist das Resultat der ersten freien Wahl im Kosovo auf den ersten Blick beruhigend. Rugova erscheint als der einfachere und berechenbarere Partner. Der sanfte Albanerführer ist aber in einer Frage sehr stur und hartnäckig: Vom Ziel der Unabhängigkeit Kosovos wird auch er keinen Zentimeter abzubringen sein." "Freie Presse": "Das Kosovo hat gewählt. Zwar gibt es viele Gründe, den ersten demokratischen Wahlgang der Kosovaren zu begrüßen, von Feierlaune war in der Wahlnacht in Pristina kaum etwas zu spüren. Ob die Wahlen der serbischen Provinz den Frieden bringen werden, das muss sich erst noch zeigen. Denn unter den zwei Millionen Einwohnern herrschen noch immer Hass und Misstrauen. Daran wird auch Ibrahim Rugova, der sich zum Wahlsieger erklärte, vorerst nicht viel ändern können." (APA)