von Karl Fluch
Wien - Die Annahme, PK-Keränen hätte Neil Youngs Werk weitgehend verinnerlicht, scheint nicht allzu weit hergeholt. Nicht nur dass Keränen aussieht wie der große Kanadier Ende der 70er-Jahre, zu Zeiten von, sagen wir, "Rust Never Sleeps". Er verfügt über dieselbe hohe Hundepfeiferlstimme wie Young, und seine Band, 22 Pistepirkko, besticht auf ihren letzten Veröffentlichungen durch eine stilistische Experimentierfreude, die der Vielfalt des Vorbildes ebenfalls nicht gerade mit Schande droht.

Unterstrichen wurden diese Parallelen - das dünne Haar nicht zu vergessen! - am Sonntag in der gut gefüllten Szene Wien von Anfang an. PK-Keränen eröffnete mit einer akustischen Version von "This Time", dem absoluten Hit des aktuellen Albums Rally Of Love. Eine auf den ersten Blick gewagte Entscheidung, gleich zu Beginn einen Höhepunkt in seiner schlichtestmöglichen Form darzubieten.

Schritt um Schritt erweiterten die drei Finnen schließlich ihre Erscheinungsform: Bruder Asko Keränen speiste vom Synthesizer aus jenen Sound, der "Rally Of Love" wesentlich prägt und der unter Mitwirkung des finnischen House-Produzenten Jori Hulkkonen entstanden ist: Weit greifende Soundflächen auf abgefederten House-Beats zu denen PKs akustische oder elektrische Gitarre sich harmonisch einfügte oder erfolgreich quer legte, offenbarte sich als satter, pathosfreier Qualitäts-Pop.

Eine Richtung, die das seit gut zwanzig Jahren bestehende Trio bald verließ, um den durch programmierte Rhythmen stellenweise arbeitslos gewordenen Drummer am Mikrofon zu beschäftigen. Dass dieser ebenfalls kein Stimmwunder ist, machte er zwar durch zur Schau gestelltes "Finnischsein" gut, dem Fluss des Konzertes war dies nicht sehr zuträglich.

Ebenso wenig die permanenten Forderungen der finnischen Gemeinde im Publikum, die konsequent enttäuscht und deren Ohren mit ein paar feisten Sixties-Garagen-Punk-Wuchteln betoniert wurden, bevor 22 PP mit "Waiting For The Train" wieder den harmonischeren und ungleich besseren Weg des Synthiegestützten Pop-Rocks einschlugen.

Zwar klangen live manch elektronische Gimmicks vergleichsweise schlicht, etwa die auf Bauerndisco-Disco hingebogenen Beats in erwähntem "Waiting For The Train". Die mit Finnland meist assoziierten Klischees erfüllten 22 PP damit bestens und so entgingen die drei exzentrisch Englisch sprechenden Stars des Abends nach den Zugaben nur ganz knapp einer Heiligsprechung durch ein überzeugtes Publikum. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.11. 2001)