"Tu es nicht. Es bringt nichts." P. meint es gut. Er ist mein Freund. "Lass es. Die wollen nicht diskutieren, sondern recht haben." N. weiß wovon er spricht. Er arbeitet bei den Grünen. "Spar dir die Mühe. Nur ihre Wahrheit gilt." V. hat Erfahrung. Sie kommt aus der Flüchtlingsbetreuung. Ich wollte eigentlich nicht weiter über den Augustin schreiben. Weil es so leicht gewesen wäre, die Geschichte von letzter Woche zu zerpflücken. Wegen der Pauschalierung. Wegen der W?s: Wer, wo wann, wie und so weiter. Machen Sie Ihren Vorwurf konkret, oder vergessen Sie ihn. Aber danach hat niemand gefragt. Nicht einmal die Leute vom Augustin selbst. Niemand wollte die Chance nutzen, die bewusst zur Verallgemeinerung aufgeblähte Geschichte von drei Augustin-Erlebnissen platzen zu lassen. Nicht, dass ich das nicht erlebt hätte ? aber wenn mir, meinen Mitarbeitern oder meinen Freunden jemand etwas vorwirft, will ich erst Belege sehen. Und danach stelle ich die Frage, wieso das alles nie an mich herangetragen worden ist. Spätestens da wäre es eng geworden. Klischee- und andere Keulen Aber: Sowas interessiert natürlich niemanden. Nicht die Augustins. Nicht all die eifrigen Empörer. Keiner verschwendete auch nur eine Zeile an Fakten: Auf ein Klischee knallt man Gegenklischees. Und Stereotype. Und die Mölzerhaiderstaberlmartinkeule. (Nebenbei ? in anderen Foren und meiner Mailbox ? auch mit Mutmaßungen über meine Penislänge und die beiläufige Erwähnung, man wisse wo ich wohne. Geschenkt.) "Überrascht?" fragte mich P. Nein, antwortete ich, leider nicht. Nur zum Trost: Auch die zustimmenden ? durchwegs ("ich lass mich doch nicht abwatschen") nicht-öffentlich geposteten - Reaktionen hatten das gleiche Niveau. Dann sprach ich mit M. Er besaß immerhin den Mut, zu seiner Beschimpfung auch eine funktionierende Remail-Adresse zu schreiben, was zu einem recht launigen Telefonat führte. Es gehe, betätigte M., auch gar nicht um Diskussion, sondern bloß um Affirmation: Einer, so M. sinngemäß, den er bisher zu den "Guten" gezählt habe, falle mit der Infragestellung einer Institution wie dem Augustin der ganzen Zivilgesellschaft in den Rücken. Weil er ein Thema aufgreife, das doch von den "Bösen" besetzt sei. Deshalb, so M. dann wörtlich und frei von Ironie, "ist es uninteressant, ob es stimmt oder nicht. Man darf so etwas nicht schreiben. So einfach ist das." So einfach, dass ich es bis heute nicht verstehe. Das Arschloch-Gen ist blind Denn: Kann man etwas Blöderes tun, als ein existierendes Problem den Aufbläsern und Polemisierern zu überlassen, indem man es für nicht diskutabel erklärt? Wenn ich mich bei Schnupfen nicht schnäuze, verschwindet die Verkühlung ja auch nicht. M. ignorierte die Frage. Genau wie all die anderen Empörten und Entsetzten: Wer A schreibt, der ist auch gleich für B zu schelten. So geht das Spiel nun einmal: "Willst Du als nächstes über schwarze Drogendealer schreiben? Das würde passen." Eigentlich hatte ich das nicht vor. Aber: Bei der Verteilung des Arschloch-Genes wurde nicht diskriminierend vorgegangen. Deswegen gibt es auch schwarze Dealer, schwarze Kinderschänder und schwarze Rassisten. Das löst dann den Mölzerhaiderstaberlmartin-Reflex aus. Wieso eigentlich? "Schreib lieber, dass die Ausbildung bei der Polizei auf rassistischen Stereotypen aufbaut", forderte M. namens der Zivilgesellschaft. Tu ich nicht. Will ich nicht. Werde ich nicht. Weil das genauso ein Vorurteil ist. Und deshalb so nicht stimmt. Auch wenn ? oder gerade weil - es so hübsch in diese eigene kleine schwarz- weiße Welt passt: Wir sind die Guten. Irgendwie hatte ich an dieser Stelle aber das Gefühl, dass M. wirklich nicht mehr zuhörte. NACHLESE --> Nochmal Augustin --> Der Euro ist deppert --> Sitz- und andere Kulturleiden --> Zu viel gescheit --> Gasmasken --> Vom Frühstück --> “Der hygienische Handschuh” --> “Tanzverbot” --> “Tolle Bilder” --> Die Erbin der Torte --> Gasometer --> Stirb, Sofie --> Von Svihalek träumen --> A.'s erste Bürgerinitiative --> Nepals schlafende Hunde --> Weitere Stadtgeschichten...