Washington/Kabul - Der US-Militäreinsatz gegen die Taliban und das Terrornetzwerk El Kaida in Afghanistan macht nach Angaben von Präsident George W. Bush große Fortschritte. "Sie fliehen und versuchen, sich zu verstecken. Aber wir sind ihnen auf den Fersen", sagte Bush am Montag nach einer Kabinettssitzung in Washington. Die Schlinge ziehe sich immer weiter zu. Zugleich wies der Präsident jedoch Berichte zurück, nach denen das Versteck von Terroristenführer Osama Bin Laden bereits lokalisiert wurde. "Wenn unser Militär wüsste, wo Herr Bin Laden ist, wäre er schon zur Rechenschaft gezogen worden", sagte Bush. Die Geschwindigkeit, mit der das Taliban-Regime in Afghanistan zusammengebrochen sei, zeige, dass die amerikanische Strategie "gut durchdacht" gewesen sei. Dies schließe auch die humanitären Aspekte ein. Verhandlungen abgelehnt Die USA haben am Montag alle Verhandlungen abgelehnt, die den Kämpfern des moslemischen Extremisten oder hochrangigen Taliban-Anführern den Abzug aus den belagerten Städten in Afghanistan ermöglicht. Er werde all seinen Einfluss geltend machen, um jede Vereinbarung zu verhindern, die den ausländischen Kämpfern der El-Kaida- Organisation Bin Ladens die Flucht ermögliche, sagte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in Washington. Rumsfeld sagte, er werde es Taliban-Oberhaupt Mullah Mohammad Omar nicht ermöglichen Kandahar, die Hochburg seiner Bewegung im Süden Afghanistans, zu verlassen. Auf die Frage, was mit den tausenden El-Kaida-Kämpfern geschehen solle, die in Kundus eingeschlossen seien, sagte er, sie könnten aufgeben, aber sie müssten gefangen genommen werden. "Meine Hoffnung ist, dass sie entweder getötet oder gefangen genommen werden", sagte Rumsfeld. Jegliche Verhandlungen, die es ihnen ermöglichten, Afghanistan zu verlassen und andere Länder zu destabilisieren würde er zu unterbinden versuchen. In Kundus halten sich nach Angaben der Nordallianz bis zu 12.000 Taliban-Kämpfer verschanzt, darunter Kämpfer aus Palistan, Tschetschenien und arabischen Staaten. Die Nordallianz hatte zuvor ihre Bodenoffensive ausgesetzt, um den Taliban in der Stadt Gelegenheit zur Kapitulation zu geben. Angriffe auf Höhlen und Tunnel Die US-Streikräfte setzten Rumsfeld zufolge ihre Angriffe auf Höhlen und Tunnel fort, die Bin Laden und anderen El Kaida-Anführer möglicherweise als Unterschlupf dienen. Die von den USA ausgesetzte Belohnung auf die Ergreifung Bin Ladens in Höhe von 25 Millionen Dollar (rund 390 Millionen Schilling) führe dazu, dass viele Afghanen die Höhlen und Tunnel nach ihm durchsuchten. Das US-Außenministerium erklärte, in der vergangenen Woche seien die US-Sondereinheiten im Süden Afghanistans verstärkt worden, um Bin Laden aufzuspüren. Die Nordallianz hat ihre Teilnahme an einer Konferenz über die Zukunft Afghanistans noch nicht offiziell bestätigt. Wie UNO-Sprecher Manoel de Almeida am Montag sagte, hat sie noch nicht auf eine Einladung von Generalsekretär Kofi Annan zu der Allparteien-Konferenz reagiert. Die US-Regierung erklärte, sie habe zuverlässige Informationen, dass die Nordallianz an der Konferenz teilnehmen wolle. Die Nordallianz hat die UNO aufgefordert, Vertreter der paschtunischen Bevölkerungsmehrheit zu benennen. Die Paschtunen fordern eine führende Rolle bei der Bildung einer Regierung, viele hatten sich aber auch den Taliban angeschlossen. Aus pakistanischen Diplomatenkreisen verlautete, die Konferenz werde am kommenden Samstag in Deutschland beginnen, wahrscheinlich in Berlin. UNO-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson forderte unterdessen, dass an der Konferenz keine Gruppe teilnehmen dürfe, die für Massenerschießungen verantwortlich sei. Sie bezog sich dabei auf Berichte, dass Soldaten der Nordallianz Kämpfer der Taliban, die sich ergeben hätten, erschossen hätten. Robinson äußerte sich in Neu Delhi, wo sie den Indira-Gandhi-Friedenspreis erhielt. (APA/dpa/Reuters/AP)