Berlin - Für eine militärische Absicherung humanitärer Hilfseinsätze in Afghanistan hat sich der Sprecher des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR), Kris Janowski, ausgesprochen. Insbesondere die Straßen und Flughäfen müssten für die Transporte sicher sein, betonte Janowski am Dienstag im Berliner Deutschlandradio. Sobald es möglich sei, solle eine Luftbrücke nach Baghram und vielleicht auch in andere afghanische Orte eingerichtet werden. Billiger und effizienter sei allerdings der Transport von Hilfsgütern über die Straße. "Wir müssen versuchen, eine humanitäre Not im Winter in Afghanistan zu verhindern", betonte Janowski. Wie die Deutsche Stiftung für UNO-Flüchtlingshilfe berichtete, werden zurzeit Tausende Zelte und Plastikplanen nach Usbekistan gebracht. Diese Hilfsgüter sowie Lebensmittel, Matratzen und Öfen seien zum Teil schon in den Norden Afghanistans transportiert worden. Auch an der iranische Grenze stehe ein Konvoi bereit, um rund 10.000 Decken und 2.000 Plastikplanen nach Herat zu bringen. Situation wie in Ruanda Janowski verwies auf die Gefahr, dass sich entmachtete Taliban in den Lagern unter die übrigen Afghanen mischen könnten. Hier müsse zumindest sichergestellt werden, dass keine bewaffneten Kämpfer mit den Flüchtlingen zusammenlebten, wie man es in Ruanda erlebt habe. "Falls die Taliban den Kampf aufgeben und die Waffen niederlegen, dann werden sie natürlich auch zu Flüchtlingen", gab der UNHCR-Sprecher allerdings zu bedenken. Die Hilfsorganisation "Children's Health Support" unterstrich, dass in den Lagern, aber auch sonst im Lande gerade Kinder unter der drohenden Versorgungskatastrophe zu leiden hätten. Schon jetzt habe Afghanistan eine der weitweit höchsten Sterberaten unter Säuglingen und Kleinkindern. So überlebten 165 von 1000 Neugeborenen die ersten zwölf Monate nicht, 250 von 1000 Kindern erreichten nicht das fünfte Lebensjahr. Allein 85.000 Kinder fielen alljährlich Darminfektionen zum Opfer, da in ländlichen Gebieten sauberes Trinkwasser so gut wie gar nicht vorhanden sei. Die internationale Hilfsorganisation "terre des hommes", die seit 1995 in dem Land tätig ist, hat vor einer verheerenden Katastrophe im Winter gewarnt. "Wir haben Angst, mit einer der größten humanitären Katastrophen in diesem Jahrhundert konfrontiert zu werden", sagte der Koordinator der Organisation für Afghanistan, Reinhard Fichtl, Montag in Berlin. (APA/AP)