Teheran/Islamabad - Der Iran hat am Dienstag seine Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul wieder eröffnet. Nach der Einnahme der Stadt durch die Nordallianz und dem Rückzug der Taliban-Milizen in der vergangenen Woche sei die diplomatische Vertretung wieder in Betrieb genommen worden, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran. Unterdessen teilte das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) mit, die Grenze zwischen Afghanistan und dem Iran sei am Dienstag geöffnet worden. Die Botschaft war nach der Eroberung Kabuls durch die Taliban 1996 geschlossen worden. Der Iran unterstützt die Nordallianz und den international anerkannten Präsidenten Burhanuddin Rabbani. Die Nordallianz hatte dem Iran zugesichert, sie werde die "geltenden internationalen Konventionen" respektieren. Unter dem Taliban-Regime waren 1998 zehn iranische Diplomaten gefoltert und ermordet worden, als die Milizen die Stadt Mazar-i-Sharif eroberten. Pakistan schloss unterdessen die beiden letzten Taliban-Konsulate auf seinem Territorium. Wie das Außenministerium in Islamabad mitteilte, sind die Konsulate in Peshawar und in Quetta an der Grenze zu Afghanistan seit Dienstag nicht mehr in Betrieb. Pakistan, mit dessen Hilfe sie 1996 an die Macht gekommen waren, war das einzige Land, das zu den Taliban diplomatische Beziehungen unterhielt, nachdem Saudiarabien und die Vereinigten Arabischen Emirate diese abgebrochen hatten. Der erste britische Geschäftsträger in Afghanistan seit dem Abzug der sowjetischen Truppen 1989 ist am Montag in Kabul eingetroffen. Nach Regierungsangaben aus London soll Stephen Evans eine "embryonale diplomatische Mission" einrichten und Kontakt zur Nordallianz und afghanischen Führungspersönlichkeiten aufnehmen. Bis zur Bildung der von den Vereinten Nationen gewünschten multi-ethnischen Übergangsregierung ist der am vergangenen Wochenende nach Kabul zurückgekehrte Präsident Rabbani das international anerkannte Staatsoberhaupt Afghanistans. Da seine 1996 von den Taliban vertriebene Regierung den UNO-Sitz Afghanistans behielt, hat Rabbani völkerrechtlich nie aufgehört, das legale Staatsoberhaupt zu sein. Russland und der Iran haben Delegationen nach Kabul entsandt. Indien, China und die zentralasiatischen GUS-Republiken haben ihre in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe akkreditierten diplomatischen Vertreter am Sonntag zu Rabbani nach Kabul geschickt. (APA)