Europa
"Unangemessene Witze" über die Lage in Tschetschenien
Russische Menschenrechtler kritisieren Präsident Putins Politik
Moskau - Moskauer Menschenrechtler haben Präsident
Wladimir Putin für die von russischen Truppen verübten Brutalitäten
in Tschetschenien verantwortlich gemacht. "Die Verantwortung dafür
liegt bei Ihnen als dem Staatsoberhaupt und Oberkommandierenden der
Streitkräfte des Landes", schrieben die wichtigsten russischen
Menschenrechtsgruppen in einem Offenen Brief an Putin. Außerdem wurde
im Moskauer Sacharow-Museum eine Ausstellung zu dem seit
zwei Jahren dauernden Feldzug gegen die Nordkaukasus-Republik
eröffnet.
Die Menschenrechtsgruppen, darunter Memorial, der Glasnost-Fonds
und das Moskauer Helsinki-Komitee, äußerten sich kurz vor einem vom
Kreml organisierten "Bürgerforum". Dabei soll ein Dialog zwischen der
Staatsmacht und den Nichtregierungsorganisationen in Russland
begonnen werden, wobei Kritiker eine Vereinnahmung fürchten.
Die Unterzeichner des Briefes warfen Putin vor, "unangemessene
Witze" über die Lage in Tschetschenien zu machen. Er hatte bei einer
Pressekonferenz in Brüssel im Oktober auf die Frage nach
Menschenrechtsverletzungen in Polizeimanier zurückgefragt: "Wessen
Rechte werden verletzt? Nennen sie konkrete Namen und Fälle!" Die
Menschenrechtler legten dem Brief mehrere Dokumentationen über
Ausschreitungen russischer Truppen gegen die tschetschenische
Zivilbevölkerung bei: "Wir nennen Ihnen Namen und Fälle." (APA/dpa)