Brüssel - Die polnische Regierung hat Überlegungen des französischen Außenministers Hubert Vedrine als unrealistisch zurückgewiesen, die EU könne auf einen Schlag alle zwölf Beitrittskandidaten aufnehmen. Der polnische Außenminister Wlodimircz Cimoszewicz sagte am Rande von Beitrittsverhandlungen mit der EU am Dienstag in Brüssel, der Fahrplan für die Erweiterung dürfe nicht geändert werden. Eine Aufnahme aller zwölf Kandidaten sei unrealistisch. Nach dem Fahrplan der EU für die Erweiterung sollen die Beitrittsgespräche mit den fortgeschrittensten Kandidaten im kommenden Jahr mit dem Ziel abgeschlossen werden, sie im Jahr 2004 aufzunehmen. Vedrine hatte am Vortag in der Debatte um die Erweiterung der EU eine gleichzeitige Aufnahme aller zwölf Kandidaten ins Spiel gebracht. "Zehn Länder im Jahr 2004 beitreten zu lassen, das ist unser Ziel", hatte Vedrine bei Beratungen der EU-Außenminister gesagt. Es mache aber keinen großen Unterschied, dann gleich zwölf anstatt zehn Staaten beitreten zu lassen. Die EU verhandelt mit Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien, Estland, Lettland, Litauen, Malta, Zypern sowie Bulgarien und Rumänien über einen Beitritt. Die EU-Kommission hatte Rumänien und Bulgarien in ihrem jüngst vorgelegten Erweiterungsbericht die größten Defizite auf dem Weg in die EU bescheinigt. Um die Voraussetzungen für den Beitritt zu erfüllen, müssen die Kandidaten ihre Gesetze den in der EU geltenden Regeln anpassen und über funktionierende Marktwirtschaften verfügen. EU-Diplomaten hatten es in der Vergangenheit ausgeschlossen, dass sich Rumänien und Bulgarien bereits an der ersten neuen Erweiterungsrunde der EU beteiligen könnten. EU-Diplomaten erinnerten indessen daran, dass sich Frankreich bereits bei der Erweiterung der NATO im Jahr 1997 - allerdings erfolglos - für Rumänien eingesetzt hatte. In EU-Kreisen wurden zudem auch Befürchtungen laut, Vedrine ziele auf eine Verzögerung der Erweiterung ab. (APA/Reuters)