Österreich ist eines von sechs EU-Ländern, in denen die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) eine steigende HIV-Übertragungsrate bei injizierenden Drogenkonsumenten vermutet. Das ist eine der Erkenntnisse des jüngsten Jahresberichts, den die EBDD am Dienstag präsentierte. Die Vermutung stützt sich darauf, dass die Zahl der HIV-Ansteckungen in Fällen von Überdosen unter Opiatkonsumenten in Österreich im Jahr 1999 auf fünf Prozent gestiegen ist. In den drei vorhergehenden Jahren war diese Rate deutlich niedriger. "Zeitbombe" Hepatitis Als dramatisch beurteilt die EBDD das europaweite Vorkommen von Hepatitis-C-Kranken unter den Drogenkonsumenten, die spritzen (manchen Schätzungen zufolge bis zu 90 Prozent). Die Krankheit könnte sich in den kommenden Jahren als eine "gesundheitspolitische Zeitbombe" herausstellen, hieß es bei der Präsentation. Die Zahl der akuten drogenbedingten Todesfälle hat sich in den vergangenen Jahren zwischen 7000 und 8000 eingependelt. Beim Kokainmissbrauch, der schwerpunktmäßig untersucht wurde, sieht die EBDD ein Verschwimmen der Trennlinien zwischen "begüterten und marginalisierten" Konsumenten. Insgesamt ist kein dramatischer Anstieg des Kokainkonsums festzustellen, aber es gibt einige lokale "Ausreißer". So scheine etwa in manchen italienischen Städten Kokain an zweiter Stelle hinter Cannabis - dem immer noch mit weitem Abstand populärsten illegalen Suchtmittel - auf, noch vor Amphetaminen oder Ecstasy. Drogen beim Fußball Zunehmender Konsum von Ecstasy firmiert bei EBDD-Direktor Georges Estievenart auf einem der obersten Plätze seiner gesundheitspolitischen Sorgenliste, zumal neueste Erkenntnisse darauf hindeuteten, dass die gesundheitsschä-digenden Wirkungen synthetischer Drogen unterschätzt worden seien. Estievenart spricht in diesem Zusammenhang auch von einem zunehmenden Trend zur jugendlichen Polytoxikomanie, das heißt, Ecstasy wird vermehrt mit anderen illegalen oder legalen Drogen konsumiert - und auch nicht mehr nur beim klassischen Anlass Rave-Party, sondern auch in anderen Lebenszusammenhängen. In Griechen-land haben 35 Prozent der Ecstasy-Konsumenten die Droge erstmals bei einem Fuß-ballspiel eingenommen. (DER STANDARD; Print, 21.11.2001)