Wien - "Ich wollte ja eigentlich berichten, wie glorios wir bei der ersten Bauphase unterwegs sind." Aber da ist Norbert Ostermann, dem Lainzer-Tunnel-Projektleiter bei der HL-AG, etwas dazwischen gekommen. Nachdem der Verwaltungsgerichtshof nun auch die Baubescheide für den Westknoten und den Haupttunnel aufgehoben hat (DER STANDARD berichtete), kann nur noch über eines berichtet werden: "Krisenmanagement. Damit aus der Krise keine Katastrophe wird." So können vorerst nur noch die allerdringlichsten Arbeiten durchgeführt werden. "Der Vortrieb im Bereich Bierhäuselberg muss selbstverständlich fortgesetzt werden", erläutert Ostermann. "Denn bei einem bergmännischen Vortrieb kann niemand sagen, dass nichts passiert, wenn man einfach ein paar Monate unterbricht. Da gibt's keine Späße." Unter Umständen müssen aber auch parallel zur schon verlegten Westbahn die Arbeiten an den Bohrpfählen und Deckenträgern in gewissem Grad fortgesetzt werden: "Da geht es um den Fugenanschluss zur fertiggestellten Röhre unter den Westbahngleisen. Wenn da die beauftragten Firmen sagen, sie übernehmen keine Haftung, wenn die Fuge jetzt versiegelt wird - was macht man dann?" Andererseits ist aber auch klar: "Eigentlich wollten wir zum Beispiel diesen Herbst die Bahnstraße in Mauerbach wiederherstellen. Das geht jetzt natürlich nicht mehr." Und die Anrainer müssen sich mit dem jetzigen staubigen Zustand einmal abfinden. Fragt sich nur wie lange: Derzeit arbeitet die HL-AG daran, die eingereichten Pläne auf den aktuellen Stand zu bringen. "Im Zuge der Sicherheitsdiskussion wurden zum Beispiel die Notausstiege adaptiert und der eine oder andere kam dazu." Die überarbeiteten Pläne sollen dann im Jänner neu eingereicht werden. Nach den Behördenprüfungen könnte dann im März die neue Bauverhandlung stattfinden. Dann muss geklärt werden: Sollen die Arbeiten mit einer "Forcierungsanordnung" beschleunigt werden - aber das kostet ordentlich Geld. Oder aber man nimmt unter Umständen weitere Verzögerungen in Kauf - denn manche Arbeiten können nur zu bestimmten Jahreszeiten durchgeführt werden. Eingriffe in einen Flusslauf etwa möglichst in der Niederwasserzeit. Kabelverlegungen hingegen eher wenn es wärmer ist, sonst drohen Isolierungen zu brechen. Was das alles zusätzlich kosten wird, ist derzeit daher noch nicht abzuschätzen. "Eines ist klar: Billiger wird's nicht", weiß Ostermann. Und die ohnehin schon angeschlagene Tiefbaubranche erhält einen weiteren Tiefschlag - "Denn eines ist natürlich auch klar: Mehr Arbeit gibt's diesen Winter auch nicht." (DER STANDARD, Print, 21.11.2001)