Von Andreas Khol, Klubobmann der ÖVP und Mitschöpfer der schwarz-blauen Koalition, haben wir schon viele schöne Beispiele intellektuell überlegener Formulierungskunst geschenkt bekommen, So etwa: "Die FPÖ befindet sich außerhalb des Verfassungsbogens" (ca. 1996) oder "Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit" (nachdem die ÖVP eine Koalition mit der FPÖ eingegangen war). Das muss man können: für die Behauptung, dass ab heute schwarz jetzt aber eindeutig als weiß zu sehen ist, eine elegante Begründung zu finden. Jetzt sind wir allerdings ein wenig enttäuscht von Andreas Khol. Erwin Pröll hat bekanntlich am Wochenende gesagt, die "Vetokarte gegen Temelín bleibt im Ärmel". Schüssel hat sich schon vorher klar gegen ein Veto ausgesprochen. Khol beharrt nun darauf, dass sei "überhaupt kein Widerspruch". Okay, dann muss er uns das aber eleganter begründen als mit "groteske Fehlinterpretation der Medien" . Das kann jeder Westenthaler. Warum nicht Hilfe bei den großen Geistern holen, z. B. bei Václav Havel? "Der Nachteil der Demokratie ist, dass sie denjenigen, die es ehrlich mit ihr meinen, die Hände bindet. Aber denen, die es nicht ehrlich meinen, ermöglicht sie fast alles." (DER STANDARD, Print 21.11.2001)