Washington - Die USA sind unter Umständen zu einer Pause bei ihren Luftangriffen auf die nordafghanische Stadt Kundus bereit. Wenn die oppositionellen Truppen der Nordallianz dies zur Erleichterung ihrer Verhandlungen mit den Taliban über deren Abzug forderten, werde die US-Armee dies "sicherlich tun", sagte Konteradmiral John Stufflebeem am Dienstagabend (Ortszeit) in Washington. Grundsätzlich würden die Angriffe fortgesetzt, allerdings könnte die Bombardierung bestimmter Einrichtungen oder Orte ausgesetzt werden, fügte Stufflebeem hinzu. Nach seiner Einschätzung war die Lage in den beiden letzten wichtigen Taliban-Bastionen Kundus und Kandahar am Dienstag "festgefahren". Der örtliche Kommandant der Nordallianz an der Front vor Kundus hatte am Dienstag nicht ausgeschlossen, die dort eingeschlossenen ausländischen Unterstützer der Taliban abziehen zu lassen. Wenn die UNO oder bestimmte Länder bereit seien, die arabischen, tschetschenischen und pakistanischen Kämpfer aufzunehmen, könnte sich die Nordallianz mit deren Ausreise aus Afghanistan einverstanden erklären. Diejenigen, die Verbrechen begangen hätten, müssten jedoch vor Gericht gestellt werden. Am Montag hatten Taliban-Kommandanten der UNO ihre bedingungslose Kapitulation angeboten und die Übergabe ausländischer Kämpfer an die Vereinten Nationen sowie deren Rückführung in ihre Heimatländer gefordert. USA erwägen Entsendung weiterer Bodentruppen Die USA erwägen die Entsendung weiterer Bodentruppen nach Afghanistan. Wenn nötig, werde "die eine oder andere" Armee-Einheit am Boden zum Einsatz kommen, sagte der US-Oberbefehlshaber der Afghanistan-Operation, General Tommy Franks, am Mittwoch in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Nach Pentagon-Angaben sind derzeit insgesamt 2300 Marineinfanteristen einsatzbereit, die auf zwei Kriegsschiffen im Indischen Ozean auf Befehle warten. Diese Einheiten stünden Franks "zur Verfügung", sagte Konteradmiral John Stufflebeem am Dienstag (Ortszeit) in Washington. Die Zeitung "USA Today" hatte am Dienstag gemeldet, 1600 Marineinfanteristen sollten die bereits in Afghanistan eingesetzten Spezialkommandos unterstützen; sie bereiteten sich auf den Einsatz noch in dieser Woche vor. Die US-Streitkräfte halten sich laut General Franks alle Optionen offen, um die Taliban endgültig zu zerschlagen und den als Hauptterrordrahtzieher gesuchten Osama bin Laden zu fassen. Dazu gehöre auch die Option, reguläre Bodentruppen einzusetzen, sagte er vor Journalisten. Franks war am Vorabend in Baghram bei Kabul mit Führern der Nordallianz zusammengetroffen. Der General sagte, er sei sehr zufrieden, über den jetzt in Afghanistan erreichten Stand. Die Taliban halten nur noch zwei Hochburgen in Kundus und Kandahar. "Wir haben aber noch eine Menge Arbeit zu tun", fügte er hinzu. Was den Einsatz konventioneller Bodentruppen angehe, so sei dieser "noch nicht vom Tisch". Eine Entscheidung sei aber noch offen. "Wir könnten eine kleine Zahl an Bodentruppen einsetzen." Franks äußerte sich zuversichtlich, dass die auf die Ergreifung Bin Ladens gesetzte Belohnung von 25 Millionen Dollar Wirkung zeigen werde. Zur aktuellen Belagerung der Stadt Kundus in Nordafghanistan sagte Franks: "Die Taliban und terroristische Kräfte leisten weiter Widerstand, aber letztendlich werden wir uns durchsetzen." (APA)