Europa
Polizist erschoss griechischen Roma: Genaue Untersuchung gefordert
Ungereimtheiten bei Tathergang
Wien - Die Menschenrechtsorganisation European Roma Rights
Center (ERRC) hat in einem offenen Brief an den griechischen
Justizminister Philipos Petsalnikos ihre Besorgnis über den Tod eines
griechischen Roma ausgedrückt, heißt es in einer Aussendung des ERRC
am Dienstag. Ein Polizist hatte den 21-jährigen Mann am 24. Oktober
in der Region Attika bei einer routinemäßigen Verkehrskontrolle
erschossen, weil er nicht angehalten, sondern mit seinem Auto auf die
Streifenpolizisten zugefahren sei. Der Polizist, der die tödlichen
Schüsse abgegeben hatte, befindet sich gegen Kaution auf freiem Fuß.
Nach einem gerichtsmedizinischen Bericht soll der tödliche Schuss
das Opfer am Hinterkopf getroffen haben, was darauf hindeute, dass
der Polizeioffizier erst geschossen habe, nachdem das Auto an ihm und
seinen Kollegen vorbeigefahren war, so das ERRC. Darauf deute auch
die Tatsache hin, dass der Beamte angeblich wegen versuchten Mordes
angeklagt worden sei.
"Gründliche und unparteiische Untersuchung"
Die Roma-Organisation fordert in ihrem Brief den Minister auf,
eine "gründliche und unparteiische Untersuchung" in diesem Fall
durchzuführen, alle Schuldigen "im vollen gesetzlichen Umfang" zu
verfolgen und für eine Entschädigung der Angehörigen des Opfers zu
sorgen. Darüber hinaus sollten die politisch Verantwortlichen
anlässlich dieses Falles "explizit anerkennen", dass
Polizeimisshandlungen an Roma in Griechenland ein "ernstes Problem"
darstellen und einen Aktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt an Roma
beschließen.
Das European Roma Rights Center ist nach eigenen Angaben eine
internationale Interessenorganisation, die die
Menschenrechtssituation der Roma in Europa beobachtet und Opfern von
Menschenrechtsverletzungen Rechtshilfe leistet.
In Griechenland leben nach Angaben der
Nicht-Regierungsorganisation GHM (Griechischer Helsinki-Monitor)
zwischen 300.000 und 350.000 Roma. Die Regierung schätzt die Zahl auf
150.000 bis 300.000. Die Analphabetenrate beträgt bis zu 90 Prozent.
Auch die soziale Situation und medizinische Versorgung der
Volksgruppe ist laut GHM-Berichten äußerst schlecht. (APA)