Panorama
Thessaloniki: Tagelanger Streit nach Tod einer berühmten Prostituierten
Behörden verweigern Freigabe des Leichnams für Beerdigung
Thessaloniki - Der Tod der einst bekanntesten
Prostituierten der griechischen Hafenstadt Thessaloniki hat ein
tagelanges Tauziehen zwischen ihren ehemaligen Nachbarn und den
Behörden ausgelöst. Die Stadt weigerte sich sechs Tage lang, die
sterblichen Überreste der 73 Jahre alten Frau, die in den sechziger
und siebziger Jahren als "Amalia" weit über die Stadt hinaus bekannt
war, ihren Nachbarn für eine Beisetzung zu geben. Vor allem viele
Männer, ehemalige Kunden, wollten das nicht so einfach hinnehmen,
berichtete das griechische Fernsehen am Dienstagabend.
"Sie war für uns unsere erste Lehrerin. Und sie war gut, liebevoll
und wenn wir kein Geld hatten, hat sie keins verlangt. Jetzt wollen
wir, wenn auch zu spät, was für sie tun", sagte ein Nachbar. Sein
Gesicht hielt er allerdings versteckt. Doch auch die Frauen äußerten
sich positiv über die "alte Dame". Egal was sie war, sie ist immer
nett zu uns gewesen, hieß es.
Das Gesetz sehe vor, dass die Leiche mindestens zehn Tage lang im
Leichenschauhaus bleiben muss, ehe sie von der Stadt beerdigt wird,
begründeten die Behörden ihr Vorgehen. In Thessaloniki aber war es
allen bekannt, dass "Amalia" keine Verwandten hatte. Einen
Schlussstrich zog am Dienstag schließlich der Präfekt der Region. Er
gab mit einer Sonderverordnung die sterblichen Überreste von "Amalia"
an ihre Nachbarn. Bei der Beerdigung waren zahlreiche bekannte
Persönlichkeiten der Stadt anwesend. (APA/dpa)