Finanzen & Börse
Erste Bank: China-Projekt von AT&S verspätet sich leicht
Produktionsstart erst im Spätherbst 2002 - Neutral-Empfehlung
Wien - Das Hochfahren der Produktion im mit "klarer
Priorität" versehenen AT&S-Standort China wird sich gegenüber
früheren Ankündigungen leicht nach hinten verschieben, schreibt die
Erste Bank in einer aktuellen Kurzanalyse des heimischen
Leiterplattenproduzenten. Nach der Fertigstellung des Gebäudes im
April 2002 werde die China-Produktion erst im späten Herbst 2002
starten. Im März 2003 werde die Produktionsphase I mit monatlich 1
Million Leiterplatten erreicht sein, rechnet Erste Bank-Analyst
Konrad Sveceny.
Hoffen auf Weihnachtsgeschäft
Das Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr werde stark vom
Weihnachtsgeschäft abhängen. Üblicherweise ist das vierte Quartal das
stärkste. Sollte es keinen deutlichen Anstieg in der Nachfrage der
Endverbraucher geben, werde es zu einem weiteren Aufbau von
Lagerbeständen kommen, der das vierte Geschäftsquartal 2001/2002
belasten wird, meint Sveceny. AT&S habe aber bereits eine positiven
Trend unter ihren Kunden festgestellt.
Das größte zukünftige Marktwachstum werde in Asien stattfinden, so
Sveceny. Die asiatisch-pazifische Region sei derzeit die am
schnellsten wachsende Region der Mobilfunkbenutzer. Der Großteil der
industriellen Kapazität gehe derzeit nach China, wo
Mobilfunkbetreiber stabile Zuwachsraten verzeichneten. Allein im
Oktober seien 5,1 Millionen Nutzer unter Vertrag genommen worden, das
mache insgesamt 136 Millionen. Damit hätten etwa 9,2 von 100 der in
China lebenden Menschen ein Handy.
Die jüngst veröffentlichten AT&S-Halbjahreszahlen seien besser als
von der Erste Bank erwartet ausgefallen. Da das Management von einem
langfristigen organischen Wachstum von 5 Prozent ausgeht, nimmt die
Erste Bank ihre Umsatzschätzungen für das AT&S-Finanzjahr 2002/03 um
8 Prozent auf 348 Mill. Euro und für 2003/04 um 15 Prozent auf 397
Mill. Euro zurück. Da Verluste aus dem geschlossenen Augsburg-Werk
nicht mehr anfallen und kostenseitig Verbesserungen zu erwarten
seien, werden die Gewinnschätzungen unverändert gelassen.
"Neutral"
Auch die Empfehlung wird nach den jüngsten starken Kurszuwächsen
unverändert belassen. "Wir wiederholen unsere 'Neutral'-Bewertung für
die Aktie, da die zukünftige Entwicklung unklar bleibt und die Aktie
relativ teuer ist", so Sveceny. Es bleibe fraglich, ob die zuletzt
gestiegene Nachfrage weiterhin anhalten werde. "Wir gehen nicht davon
aus, dass der Markt auf einen sicheren Pfad zurück gekehrt ist", so
der Erste Bank-Analyst. Noch würden die Kunden nicht nach
Preisnachlässen fragen, der Druck von den OEM's könnte aber schnell
und stark spürbar werden, wenn diese selbst unter Druck kämen. Im
Schnitt seien die Leiterplattenpreise gegenüber dem Vorjahr bereits
um 20 bis 30 Prozent gefallen.
Dagegen sollte AT&S auf Grund seiner starken Position im
HDI/Microvia-Markt vom fortschreitenden Konsolidierungsprozess im
Zuliefermarkt profitieren können. Die starken Verbindungen zu den
Handyherstellern wie Nokia und Siemens sollten Stabilität in ein noch
steiniges Geschäftsumfeld bringen, meint Sveceny. (APA)