Die Schwimmerin arbeitet gegen die Strömung. Unter Wasser zieht sie ruhige, kräftige Bahnen. Beim Schwimmen, so scheint es, bewegt sich Ojun auf einem Terrain, das außerhalb ihres Alltags liegt. "Flügge" von Elke Hauck porträtiert fünf junge Frauen aus den Ostbezirken Berlins. Zwischen Interviewpassagen, in denen die Mädchen erzählen, ihr Umfeld - Freunde, Eltern, Sozialarbeiter - skizziert wird, hat die Regisseurin kleine, treffende Beobachtungen gesetzt: Wenn zwei Freundinnen die Straße entlangspazieren, bleibt der Blick der Kamera irgendwann an ihren Buffalo-Plateauschuhen hängen. In ähnlich beiläufiger Weise werden andere charakteristische Details, alltägliche Handgriffe und Unternehmungen ins Bild gesetzt - für Geschwister essen kochen, im Kaufhaus Make-up und Parfüms ausprobieren, Haare waschen oder Tanzen gehen; Schwimmtraining, Schule, McJob. Die Kamera wahrt dabei noch in Nahaufnahmen eine vorsichtige Distanz. Hier wird nichts ausgestellt, sondern - ganz ohne Off-Kommentar - in einen Zusammenhang gestellt und so allmählich individuelle Erfahrung und ein Generationenbild sichtbar. "Flügge" wurde am Montag in der Reihe "Deutschland - Dokumentarisch" des "Kleinen Fernsehspiels" ausgestrahlt. Vier weitere Beiträge von jungen Filmautorinnen, teils eigens dafür produziert, folgen in den nächsten Wochen jeweils Montagnacht im ZDF. Ein Projekt, das man sich in Adaption durchaus auch hierzulande vornehmen könnte. (irr) - DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 21.11.2001