Wien - Aufbruch zu anderen Kontinenten, zur Sonne, in Richtung fremder Kulturen: Doch für die Fernreisenden kann das auch ein gesundheitliches Risiko bedeuten. "Besonders bei der Malaria-Prophylaxe kommt es darauf an, dass sich Fernreisende über die neuesten Entwicklungen beraten lassen. Die Situation in betroffenen Regionen kann sich von Jahr zu Jahr ändern", erklärte Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch von der Abteilung für Spezielle Prophylaxe und Tropenmedizin der Universität Wien gegenüber der APA. Pro Jahr werden nach Österreich rund 100 Malaria-Fälle importiert Der Hintergrund laut dem Experten: "Pro Jahr werden nach Österreich rund 100 Malaria-Fälle importiert. Erst vor einiger Zeit hatten wir zwei Fälle von Malaria tropica. Ein Patient starb. Die Betroffenen hatten sich in Lombok (Indonesien, Anm.) aufgehalten. Das Risiko wurde für die Region als nicht besonders hoch eingeschätzt." Doch was sie Reisenden nicht wussten: Den offiziellen Stellen war in Folge der Wirtschaftskrise das Geld für die Malariakontrolle (Pestizide etc.) ausgegangen. Das änderte die Situation binnen kurzer Zeit drastisch. In 101 Ländern der Erde kommt die Malaria mehr oder weniger häufig vor An sich gibt es trotz der Gefahr resistenter Erreger weiterhin gute Chancen auf eine Beherrschung des Risikos. Doch die Gefahren sind mannigfaltig und lokal sehr unterschiedlich: In 101 Ländern der Erde kommt die Malaria mehr oder weniger häufig vor. 2,4 Milliarden Menschen sind ständig bedroht (40 Prozent der Weltbevölkerung). Mehr als 500 Millionen Personen erkranken an der Tropenkrankheit pro Jahr, 1,5 Millionen Menschen sterben. Die Gefährdung der Reisenden unterscheidet sich nur zum Teil von jener der Einwohner der betroffenen Regionen. Kollaritsch: "Rund 20 Millionen Menschen reisen jährlich in Malariagebiete. Es kommt zu rund 30.000 Infektionen unter Reisenden. In Europa sind das pro Jahr rund 12.000 importierte Malariafälle." So beträgt das Malariarisiko bei einem Monat auf den Solomonen oder auf Papua-Neuguinea drei bis acht Prozent, in Westafrika 2,4 Prozent, in Ostafrika 1,2 Prozent und in Indien 0,35 Prozent. Malariaprophylaxe bei Reisenden Abgesehen von ärgsten Risikogebieten setzt die Tropenmedizin heute kaum mehr auf die ständige Malariaprophylaxe bei Reisenden. Kollaritsch: "Eigentlich geben wir eine Prophylaxe nur noch bei Reisen in Gebiete wie den schwarzafrikanischen Raum, Papua-Neuguinea, die Solomonen und vielleicht in manche ländliche Gebiete Indiens." Sonst gilt die "Stand-By-Medikation", also die Mitnahme und möglichst sofortige Anwendung von passenden Arzneimitteln im Erkrankungsfall. Der Wiener Experte: "Das kann dann lebensrettend sein. Man muss als Fernreisender wissen, dass das zeitliche 'Fenster' für eine Selbstbehandlung sehr eng sein kann. Mehr als 24 Stunden hat man nicht Zeit." Fieber, Schüttelfrost - solche Symptome sollten bei Aufenthalt in gefährdeten Regionen sofort zum Handeln führen. Neue Arzneimittel gegen die Malaria Neue Arzneimittel gegen die Malaria stehen vor der "Tür". So wird es bald ein Kombinationspräparat mit Artemether und Lumefantrin als Wirkstoffe geben ("Riamet"). Diese Kombination soll etwas besser verträglich sein als die Kombination der Wirkstoffe Atavaquone und Proguanil ("Malarone"). Fraglich ist noch, ob Tafenoquin in Zukunft zu einer Revolution in der Malariaprophylaxe führen wird. Dieses Medikament braucht nur einige Tage vor der Abreise eingenommen werden und bietet dann Schutz für einige Wochen. Doch die Sache hat einen Nachteil. Der Wiener Tropenmediziner Univ.-Prof. Herwig Kollaritsch: "Allerdings darf das Medikament keinesfalls Personen verschrieben werden, die an einem angeborenen Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel leiden." Das kann aber derzeit kein Arzt im Voraus sagen. Fachleute versuchen derzeit, einen einfachen Bluttest zu entwickeln, um ein eventuelles Risiko bestimmen zu können. Übliche Impfungen aufzufrischen Wichtig ist für Fernreisende auf jeden Fall, die üblichen Impfungen aufzufrischen. Hier bietet sich für Erwachsene, die sich im Polio-Impfschutz befinden, jetzt eine gute Ergänzung an: eine Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten. Immer häufiger kommt Keuchhusten nämlich auch bei Erwachsenen vor - und nur Immunisierte können die Krankheit nicht auf Kinder übertragen. Keine Angst vor der Gelbfieberimpfung Keine Angst brauchen Fernreisende vor der Gelbfieberimpfung zu haben. Es gab vor einigen Monaten Berichte in der wissenschaftlichen Literatur über schwere Nebenwirkungen. Doch die sind extrem selten. Dagegen ist das Gelbfieber eine lebensgefährliche Infektion, vor der man sich vor Reisen in betroffene Gebiete auf jeden Fall schützen sollte. (APA)