Unternehmen
VA Tech mit Ergebnis-Rückgang
Metallurgie ist einziger Verlustbringer
Wien/Linz - Die börsenotierte VA Technologie AG (VA Tech) musste in den ersten neun Monaten einen Ergebnisrückgang hinnehmen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwert-Amortisation (EBITA) betrug im Berichtszeitraum 88 Mill. Euro (1,211 Mrd. S) nach 97 Mill. Euro im Vorjahr. Das operative Ergebnis (EBIT) blieb mit 64 Mill. Euro um 18 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das Ergebnis vor Steuern stieg um 26 Prozent auf 58 Mill. Euro nach 46 Mill. Euro in den ersten neun Monaten des Vorjahres. Der Periodenüberschuss erhöhte sich um 59 Prozent auf 59 Mill. Euro (nach 37 Mill. Euro). Auftragseingang erhöht
Der Auftragseingang erhöhte sich um 16 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode auf 3.212 Mill. Euro. Der Auftragsstand per 30. September 2001 stieg um 14 Prozent auf den Höchststand von 4.420 Mill. Euro. Der Umsatz des Konzerns lag in den ersten neun Monaten mit 2.743 Mill. Euro geringfügig unter dem Wert der Vorjahresperiode (2.766 Mill. Euro).
Bei anhaltend schwierigen Marktbedingungen konnte in den Energietechnik- und Infrastrukturbereichen des Konzerns Wachstum im Auftragseingang erzielt werden. Trotz eines niedrigeren Auftragseinganges in der Metallurgietechnik sind wir zuversichtlich, insgesamt Wachstum im Konzern-Auftragseingang in 2001 erzielen zu können. Die Entwicklung im operativen Ergebnis verläuft in den Bereichen der Energietechnik und Infrastruktur zufriedenstellend. In der Metallurgietechnik werden auf Grund der anhaltend schwierigen Marktbedingungen Vorsorgen für tiefgreifende Restrukturierungen vorgenommen, die heuer das Ergebnis wesentlich beeinflussen.
Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns
Diesen Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns stehen die Erlöse aus der Abgabe der VA Tech Voest MCE (80 Prozent) und der VA Tech Transport- und Montagesysteme gegenüber. Das Jahresergebnis wird von der Abgabe der restlichen Voest Alpine Anteile beeinflusst. Nach der im wesentlichen abgeschlossenen Fokussierung auf Kerngeschäfte ist das vorrangige Ziel die nachhaltige Steigerung der operativen Ertragskraft aller Unternehmensbereiche inklusive der Integration der akquirierten Gesellschaften.
"Metallurgieproblem"
Mit einem "Metallurgieproblem" sieht sich der
börsenotierte VA Tech-Konzern schon seit längerem konfrontiert. Dem
Unternehmensbereich Metallurgie sind all seine traditionellen
Hauptmärkte zusammengebrochen, weshalb eine Umorientierung vom
Großanlagenbau zu Automatisierung und Service für die Stahl- und
Aluminiumindustrie erfolgt. Die anderen Unternehmensbereiche, die
bereits rund drei Viertel des Geschäftsvolumens der VA Tech
beisteuern, sind dagegen alle positiv. Ein Käufer wäre für die
Metallurgie aber auf der ganzen Welt nicht zu finden, sagte
Konzernchef Erich Becker auf der Dreivierteljahres-Pressekonferenz.
Große Stahlunternehmen in den USA außer Nucor in den roten Zahlen
Die Krise im metallurgischen Anlagenbau, deren Leitgesellschaft
der Linzer Voest-Alpine Industrieanlagenbau (VAI) ist, habe sich in
den USA bereits mit Jahresbeginn 2001 abgezeichnet, wo inzwischen
alle großen Stahlunternehmen - ausgenommen der voestalpine-Partner
Nucor - rote Zahlen schreiben und teils vom Ausgleich (Chapter 11) in
Anschlusskonkurse (Chapter 7) schlittern. Rund 200 Mill. Euro
geplanter Auftragseingang fallen damit für VAI in den USA fast
komplett weg, am US-Standort Pittsburgh muss VAI drei Viertel seiner
400 Mitarbeiter abbauen. Konzernweit müssen bis Mitte 2002 700
VAI-Beschäftigte gehen, davon 350 in Linz.
Nach drei Quartalen 2001 hat die Metallurgie 17,5 Mill. Euro operativ
(EBIT) verloren, im Vorjahresvergleich hatte es noch einen für den
Sektor ungewohnt schwachen EBIT-Zuwachs von 2,6 Mill. Euro gegeben,
im Gesamtjahr 2000 ein EBIT-Minus von 36 Mill. Euro. Für das
Gesamtjahr rechnet Becker dennoch, den Auftragseingang der
Metallurgie bei rund 1 Mrd. Euro annähernd halten zu können.
Keine Trennung von VAI
Dass sich der VA Tech-Konzern von seinem Verlustbringer VAI
trennen könnte, bezeichnete Becker als aussichtslos. "Wir müssen da
durch, auch wenn es schwer fällt". Da die Marktschwäche auch die
großen europäischen Mitbieter SMS-DEMAG und Danieli treffe, kämen
diese als Käufer nicht in Frage, außerdem würde eine
Marktkonzentration von der EU-Wettbewerbsbehörde nicht akzeptiert.
Rund 8 japanische Anlagenbauer wären mit zusammen 10 Prozent
Weltmarktanteil zu schwach, um die VAI (16 Prozent) zu übernehmen und
hätten selbst ein massives Konjunkturproblem. Die restlichen
Metallurgie-Anlagenbauer, darunter die Grazer Andritz AG, die
zusammen auf 40 Prozent Weltmarktanteil kommen, wollten keine
Turnkey-Projekte bauen, sondern seien auf Komponentenlieferungen
spezialisiert. Für Finanzinvestoren wäre bei einem VAI-Kauf
kurzfristig kein Leverage-Effekt darstellbar, sagte Becker.
Auch ein Kooperationspartner, der die schwache
Eigenkapitalsituation des VA Tech-Konzerns insgesamt verbessern
könnte, sei laut Becker nicht in Sicht, nachdem der
Auslandsösterreicher Andlinger abgesprungen ist. Bei Andlinger, der
bereits 80 Prozent der VA Tech MCE übernommen hat und an einem
minderheitlichen VA Tech-Einstieg über eine Kapitalerhöhung "sehr
interessiert" gewesen sei, habe zuletzt die Vorsicht aufgrund der
verstärkten US-Krise überwogen. Die Kapitalerhöhung um 100 Mill. Euro
(knapp 1,4 Mrd. S) wäre aber "sehr angenehm gewesen", räumte Becker
ein. (APA)