Berlin - Alkoholsucht gehört nach Aussage von Experten zu den am meisten verbreiteten Suchterkrankungen. Mit rund zehn Millionen Betroffenen liege Deutschland weltweit an der Spitze, betonte der Würzburger Facharzt Jobst Böning am Donnerstag auf dem Kongress für Psychiatrie und Psychotherapie in Berlin.In Österreich sind Rund fünf Prozent der Bevölkerung alkoholkrank. Der volkswirtschaftliche Schaden dieser Sucht, die im Allgemeinen auch mit Nikotinmissbrauch einhergehe, liege bei jährlich rund 100 Milliarden Mark (51,1 Mill. Euro/704 Mill. S). Etwa 42.000 Menschen pro Jahr bezahlten ihren Alkoholkonsum mit dem Leben. Opfer und Behandlung halten sich nicht die Waage "Das entspricht den Menschenleben von drei vollbesetzten Jumbos täglich," sagte Böning. Diesen Zahlen stehe ein "irrsinniges Defizit" in der Ausbildung der Ärzte und damit auch in der Behandlung der Patienten gegenüber, kritisierte der Direktor des Mannheimer Zentralinstitutes für seelische Gesundheit und einziger Lehrstuhlinhaber für Suchtforschung, Karl Mann. 80 Prozent, erscheinen lediglich einmal im Jahr beim Hausarzt Die Experten teilen die zehn Millionen Betroffenen in drei Gruppen: Rund zwei Millionen seien abhängig, bei etwa drei Millionen handle es sich bereits um Alkoholmissbrauch und bei der weitaus größten Gruppe von rund fünf Millionen stelle der Konsum bereits ein Lebensrisiko dar. Allein von den Abhängigen würden nur rund zwei Prozent in Fachkliniken behandelt und sieben bis acht Prozent beraten, erklärte Mann. Der weitaus größte Teil der dieser Gruppe, nämlich 80 Prozent, erscheine lediglich einmal im Jahr beim Hausarzt: "Das ist schon eine sehr schräge Verteilung." Vorliebe der Österreicher für Alkohol bleibt Rund fünf Prozent der Österreicher sind alkoholkrank Trotz eines leichten Rückgangs beim Pro-Kopf- Verbrauch in den vergangenen Jahren erfreut sich Alkohol-Konsum in Österreich weiterhin ungebrochener Beliebtheit. Rund fünf Prozent der Bevölkerung sind alkoholkrank, vier von zehn konsumieren mehr promilleträchtige Getränke, als medizinisch anzuraten ist. Rund 23 Prozent der Österreicher lehnen Alkohol ab Die Suche nach Wegen, um Jugendliche vor dem allzu frühen Kontakt mit Alkohol zu schützen, stand am Freitag im Mittelpunkt einer Expertentagung im Gesundheitsministerium in Wien. Nur knapp ein Viertel der Österreicher - rund 23 Prozent - sind Abstinenzler, das heißt, sie greifen höchstens einmal pro Quartal zu einem Gläschen Alkohol, so Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck (F) bei einem Pressegespräch anlässlich der Tagung. 22 Prozent trinken langfristig mehr, als aus medizinischer Sicht anzuraten wäre. "15 Prozent der Männer und fünf Prozent der Frauen erkranken im Lauf ihres Lebens an Alkoholismus und verkürzen damit ihre Lebenserwartung um 20 Jahre." 4,5 Prozent des BIP werden mit alkoholischen Getränken erwirtschaftet Nutzen und Schaden durch Alkoholkonsum halten sich in etwa die Waage: Rund 4,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) werden mit alkoholischen Getränken erwirtschaftet, die Kosten für Therapie von Alkoholmissbrauch und seinen Folgen bis hin zu Verkehrsunfällen verschlingen etwa fünf Prozent des BIP, so Waneck. Beim Alkohol-Gesamtverbrauch rangiert Österreich im europäischen Mittelfeld Beim Alkohol- Gesamtverbrauch rangiert Österreich im europäischen Mittelfeld: "Bei Jugendlichen liegen wir an vierter Stelle, und das ist sehr bedenklich", so Waneck.(APA)