Ramallah/Nablus - Nach dem Begräbnis von fünf Schulkindern im Gazastreifen ist es am Freitag in den Palästinensergebieten zu einer neuen Explosion der Gewalt mit insgesamt neun palästinensischen Toten gekommen. Die israelische Armee liquidierte am Abend südlich der Stadt Jenin im Westjordanland erneut drei Mitglieder der radikalen palästinensischen Hamas-Gruppe. Am Grenzübergang nach Ägypten eröffneten israelische Soldaten das Feuer auf ein Taxi und töteten dabei drei Insassen, darunter zwei Frauen. Zwei weitere Mitfahrer wurden schwer verletzt. Zuvor waren zwei Mitglieder der Fatah-Bewegung Yasser Arafats bei einer Bombenexplosion nahe Nablus ums Leben gekommen. Dabei handelte es sich offenbar um die vorzeitige Detonation eines Sprengsatzes. Bei gewaltsamen Protesten nach dem Kinder-Begräbnis im südlichen Gazastreifen wurden am Nachmittag ein 15-jähriger Palästinenser getötet und sechs weitere zumeist mittelschwer verletzt. Israelische Soldaten feuerten am Freitagabend aus Hubschraubern mehrere Raketen auf ein palästinensisches Taxi ab, das zwischen Jenin und Nablus unterwegs war. Zwei Männer wurden sofort getötet, während der dritte zunächst zu entkommen versuchte. Er sei dann aber mit weiteren Raketen beschossen und tödlich getroffen worden, hieß es. Ein israelischer Armeesprecher wollte die Aktion am Abend nicht bestätigen. Nach palästinensischen Angaben könnte es sich bei einem der Toten um Mahmud Abu Hunud handeln, den von Israel am meisten gesuchten palästinensischen Extremisten im Westjordanland. Dafür gab es jedoch zunächst keine offizielle Bestätigung. Abu Hunud hatte in der Vergangenheit mehrere Liquidierungsversuche Israels überlebt. Die Leiche des Mannes, der auf dem Feld getroffen wurde, war stark verstümmelt und daher schwer zu identifizieren. Bei den beiden anderen Leichen handelte es sich um die Brüder Machmun und Aiman Haschaika, zwei Hamas-Aktivisten im Alter von 27 und 34 Jahren. Paläastinenser werfen Sharon Eskalation vor Ein Sprecher der Hamas-Bewegung, Scheich Hassan Yussuf, sagte dem israelischen Online-Nachrichtendienst "y-net", Hamas habe nun das Recht auf Rache. "Die Aktion ist eine Botschaft an die Amerikaner, dass Israel auf die ganze Welt pfeift", sagte Yussuf. Die Palästinenser werfen dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon vor, angesichts des geplanten Besuchs zweier US-Vermittler in der Region am Montag eine gezielte Eskalation der Lage zu betreiben, um die Wiederaufnahem von Friedensverhandlungen zu verhindern. Israelische Medien berichteten am Freitag, für den Tod der fünf Kinder im Gazastreifen bei einer Explosion sei ein Sprengkörper verantwortlich, den israelische Sonderkommandos als Falle für bewaffnete Palästinenser gelegt hätten. Der israelische Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser äußerte am Freitag Bedauern über den Tod der Kinder und ordnete eine gründliche Untersuchung des Unglücks an. Etwa 15.000 Palästinenser nahmen am Nachmittag in Khan Younis an dem Begräbnis der Kinder teil, die alle zu der Al Astal-Großfamilie gehörten. Bei Zusammenstößen palästinensischer Demonstranten mit israelischen Soldaten am Rande des Trauerzugs wurde ein 15-Jähriger getötet. Nach palästinensischen Angaben wurde er von israelischen Geschossen getroffen; die Armee sprach hingegen von einem tödlichen Unfall bei der Vorbereitung eines Brandsatzes. (APA/dpa)