Linz - Auf einen alarmierenden Trend machen jetzt die Experten der Jugendwohlfahrt aufmerksam: Im Zuge der Unterbringung von verhaltensauffälligen Jugendlichen in Heimen oder anderen Einrichtungen "außerhalb der Familie" zeigt sich immer öfter, dass bei den jungen Leuten schwere Persönlichkeitsstörungen vorliegen. Diese Störungen sind mit den Mitteln der Sozialpädagogik allein nicht ausreichend in den Griff zu bekommen. Darauf wiesen die Jugendwohlfahrtsreferenten der Landesregierungen bei einer gemeinsamen Konferenz am Freitag in Linz hin. In diesen Fällen sei eine spezielle kinder- und jugendneuropsychiatrische Betreuung erforderlich, betonten die Landesräte. Es gebe aber in Österreich nur eine relativ kleine Anzahl von Fachärzten, die über die Zusatzqualifikation für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie verfügen. "Damit kann weder der derzeitige Bedarf noch die zu erwartende Bedarfssteigerung abgedeckt werden", betonte der oberösterreichische Landesrat Josef Ackerl nach der Konferenz. Die Folge sei, dass die diagnostische Abklärung und die erforderliche Behandlung bei diesen Jugendlichen mit schweren Persönlichkeitsstörungen in vielen Fällen nicht ausreichend oder zu spät erfolgen. Darüber hinaus stehen auch im ambulanten therapeutischen Bereich zu wenig speziell für Kinder und Jugendliche ausgebildete Psychiater zur Verfügung. Es sei daher notwendig, so wurde bei der Konferenz betont, durch das Angebot einer eigenen Facharztausbildung für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie - wie es sie beispielsweise in Deutschland schon gibt - mehr Mediziner für diese Sparte zu gewinnen. (APA)