Herrlich schoss die Borussia in der Nachspielzeit Richtung Achtelfinale, sich selbst aber zurück in den Profialltag, zurück in die Normalität. Aus dieser hatte sich der ehemalige Nationalspieler vor rund einem Jahr zurückziehen müssen, nachdem Ärzte einen Gehirntumor diagnostiziert hatten. Der 29-Jährige kämpfte erfolgreich um sein Leben, kam seit Saisonbeginn wieder mehrfach zu Kurzeinsätzen. In Kopenhagen gelang ihm das erste Tor in einem Pflichtspiel nach seinem Comeback.
Geduld und Zähigkeit hat Herrlich bei seinem Leben zwischen OP und Chemotherapie gelernt, dem entsprechend geht er seinen Weg zurück in die Dortmunder Stammelf behutsam an. "Dieses Tor macht mir Mut, aber ich muss mich Schritt für Schritt heran arbeiten. Forderungen stelle ich schon gar nicht, denn die Mannschaft hat mich ein Jahr lang durchgezogen, jetzt kann ich endlich etwas zurückgeben."
Ob er am Sonntag gegen Kaiserslautern von Beginn an spielen werde, sei zweitrangig. "Anders als früher ist Fußball für mich kein Stress mehr. Es wäre schön, aber ein Traum ist es nicht", sagt Herrlich. Und auf die Frage, ob er sich eine Chance ausrechne, bei der WM-Endrunde zum deutschen Aufgebot zu zählen, gibt er zurück: "Jede Nachuntersuchung, bei der die Ärzte nichts mehr finden können, ist für mich wie eine Weltmeisterschaft."
Trainer Matthias Sammer sieht Dortmund noch längst nicht im Achtelfinale, der Sieg im Hinspiel sei glücklich gewesen, außerdem spiele Kopenhagen auswärts besser als daheim. Im Rückspiel am 4. Dezember muss Sammer auf den tschechischen Stürmer Jan Koller verzichten, der ausgeschlossen wurde. Gut möglich, dass Herrlich dann eine Chance bekommt, von Anfang an zu spielen. Stress macht er sich deshalb keinen. (sid, red)