Gegen Gewalt an Frauen
Gewaltschutz als Sparopfer
Stadträtin Brauner (SP) lobt Wien und fürchtet bundespolitische Aushungerung
Wien - Es laut zu sagen sei schwer, aber: "Im Grunde bin ich froh, dass die Zahl von Frauen, die Gewalttaten anzeigen, steigt", gesteht Wiens Frauenstadträtin Renate Brauner (SP).
Offenbar gelinge es langsam, "das Thema aus dem Tabubereich zu holen": Im Jahr 2000 habe es in Wien 987 Wegweisungen gewalttätiger Ehemänner und Lebensgefährten aus der gemeinsamen Wohnung gegeben, 2001 waren es bisher 735, "und wir werden heuer die Tausend wohl voll machen".
Ausbau der Schutzmaßnahmen statt "Sparkurs"
Also wäre es an der Zeit, über Verbesserungen der "international vorbildlichen Regelung" laut Gewaltschutzgesetz nachzudenken. Über ein "verpflichtendes Tätergespräch" nach dem Polizeieinsatz etwa, damit "der gewalttätige Mann an eine gesellschaftliche Sanktion stößt".
Oder über "polizeiliche Nachbetreuung in ganz schlimmen Fällen". Durch so genannte Fam-Cops nach US-Vorbild, die den Frauen Sicherheitstipps geben, "und wenn es nur die Information ist, wann der Mann wieder aus dem Gefängnis kommt". Vierzig Fam-Cops - extra geschulte KontaktbeamtInnen der Polizei - gebe es bisher in Wien.
Die Hoffnung auf Nachwuchs schwinde jedoch mit Aufnahmestopp und überlegter Verkürzung der Ausbildungszeit bei der Exekutive. "Ich warne vor Rückschritten beim Gewaltschutz", kritisierte die Stadträtin den "Sparkurs" von Innenminister Ernst Strasser (ÖVP).
Da sei Wien anders, betonte Brauner und wies auf die bis März 2002 ins Auge gefasste Eröffnung eines vierten Frauenhauses hin. Einem Fluchtpunkt im Süden der Stadt, der im Ressortbudget mit 15 Millionen Schilling (1,09 Mio.) im ersten Jahr vorangeschlagen wurde. Die Renovierung bezahle Wohnbaustadtrat Werner Faymann (SP): 50 Millionen Schilling für mehr Frauensicherheit.
(bri)
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TANDARD
, Print-Ausgabe, 24./25.11. 2001)