Caracas - Angesichts wachsender sozialer Spannungen in Venezuela erwägt Präsident Hugo Chavez nach eigenen Angaben die Verhängung des Ausnahmezustandes über das südamerikanische Land. In einem am Freitag verbreiteten Interview der Wochenzeitschrift "Quinta Dia" sagte Chavez: "Ich prüfe die Verhängung des Ausnahmezustands, weil ich es nicht zulassen kann, dass das Land unregierbar wird." Chavez steht unter wachsendem Druck oppositioneller Gruppen, der Wirtschaft und der katholischen Kirche. Außerdem gibt es Gerüchte über Unzufriedenheit in den Streitkräften, was Chavez bestreitet. In der Bevölkerung macht sich zunehmend Unmut darüber breit, dass es der Regierung nicht gelingt, die Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen, die wirtschaftliche Stagnation zu überwinden und die Gewaltkriminalität einzudämmen. Der für die Sicherheitskräfte zuständige Innenminister Luis Miquilena sagte am Freitag, Chavez habe im Kabinett nicht über die mögliche Verhängung des Ausnahmezustands gesprochen. Der Minister warf jedoch Oppositionsführern vor, Chaos im Lande herbeizuführen und soziale Unruhen zu schüren. Am Donnerstag hatte die größte Oppositionspartei, die Demokratische Aktion, Protestkundgebungen veranstaltet, bei denen es in der Hauptstadt Caracas zu gewaltsamen Ausschreitungen kam. Polizei und Nationalgarde feuerten Warnschüsse in die Luft und setzten Tränengas ein, um Anhänger des Präsidenten daran zu hindern, die Veranstaltung der Opposition zu stürmen. (APA/AP)