Jenin - Im Westjordanland und im Gaza-Streifen haben am Samstag Zehntausende Palästinenser Israel Rache für den Tod eines führenden Hamas-Mitglieds geschworen. In Jenin im Westjordanland nahmen rund 50.000 Menschen am Begräbnis des Militärchefs der militanten Moslemorganisation Hamas, Mahmud Abu Hanud, teil. In Gaza-Stadt demonstrierten 10.000 Palästinenser gegen Israel. Hanud war am Vortag bei einem israelischen Raketenangriff zusammen mit seinem Stellvertreter und seinem Bruder getötet worden. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon teilte mit, Hanud sei an zahlreichen Anschlägen gegen Israelis beteiligt gewesen. "Warte nur, Sharon. Die Brigaden werden Dein Grab graben" "Warte nur, Sharon. Die Brigaden werden Dein Grab graben", riefen Teilnehmer der Trauerkundgebung in Jenin. Sie forderten den militärischen Flügel der Hamas auf, Autos mit Sprengfallen zu versehen, die in Israel eingesetzt werden sollten. In einer Hamas-Erklärung, die in Gaza-Stadt verlesen wurde, hieß es "Wir werden uns bald und mit Macht in Israel und zwar innerhalb Tel Avivs rächen". Unter den mehr als 10.000 Demonstranten in Gaza-Stadt waren zahlreiche Maskierte und Bewaffnete, die aus Maschinengewehren Salven in die Luft feuerten. Im südlichen Gaza-Streifen wurden die Menschen zu einem dreitägigen Streik zum Gedenken an Hanuds Tod aufgefordert. Das Büro Sharons teilte mit, Hanud sei unter anderem in einen Anschlag auf eine Diskothek in in Tel Aviv verwickelt gewesen, bei dem 20 Menschen getötet worden waren. Die israelische Armee hatte in der Vergangenheit mehrfach versucht, Hanud zu töten, der zu den meist gesuchten Personen Israels gehört. Die Hamas hat zahlreiche Selbstmordattentate in Israel verübt und lehnt Verhandlungen mit der Regierung in Jerusalem strikt ab. Die israelische Armee hat seit Beginn des Palästinenser-Aufstands im September 2000 rund 70 Palästinenser gezielt getötet, die sie als Terroristen bezeichnet. Das Vorgehen ist international auf Kritik gestoßen. Vorwurf an Israel: Sabotage der US-Friedensinititive Mit der Tötung Hanuds stieg die Zahl der Todesopfer am Freitag auf sieben. Am Donnerstag waren fünf Kinder bei einer Explosion im Gaza-Streifen ums Leben gekommen. Im Flüchtlingslager Khan Yunis wurden am Samstag palästinensischen Angaben zufolge drei Jungen verletzt, als israelische Soldaten ihre Steinwürfe mit Schüssen erwiderten. Die drei seien unter 15 Jahren alt, hieß es in der behandelnden Klinik. Der Informationsminister der Palästinenser, Yasser Abed Rabbo warf Israel vor, die jüngste US-Friedensinitiative zu sabotieren. Am Montag werden in der Region der US-Vize-Außenminister William Burns und der ehemalige Marinegeneral Anthony Zinni erwartet. Diese sollen sich um eine Beilegung des Konflikts bemühen, in dem seit Beginn des Palästinenser-Aufstands vor über einem Jahr mindestens 720 Palästinenser und 188 Israelis getötet wurden. Die USA fordern von den Konfliktparteien eine Umsetzung des Mitchell-Plans. Der Plan des ehemaligen US-Senators George Mitchell sieht eine Waffenruhe, vertrauensbildende Maßnahmen und später einer Rückkehr der im vergangenen Jahr gescheiterten Friedensverhandlungen vor. (APA/Reuters)