Mailand - Das Aushängeschild der Mailänder Modekunst, Prada Spa, befindet sich auf dem Rückzug. Prada gab am Wochenende seine 25,5-prozentige Beteiligung an dem römischen Modehaus Fendi ab. Der französische Luxuskonzern LVMH (Louis Vuitton Moet Hennessy), der vor zwei Jahren gemeinsam mit Prada die Mehrheit des von den fünf Fendi-Schwestern aufgebauten Modeimperiums erwarb, übernimmt für 295 Mio. Euro (4,059 Mrd. S) die Prada-Anteile. Damit lockert Prada den bisher eingehalten "Multibrand"-Kurs. Grund dafür sind die hohen Schulden, die bei einem für 2001 erwarteten Umsatz von 1,7 Mrd. Euro auf 1,2 Mrd. Euro gestiegen sind. Mailänder Mode- und Finanzkreise erwarten weitere Prada-Beteiligunsgverkäufe. Unternehmensanleihe Zur Diskussion stehe angeblich die erst im Frühjahr übernommene Byblos Spa und die deutsche Jil Sander. Prada-Konzernchef Patrizio Bertelli hatte sowohl bei Fendi wie auch bei Jil Sander versucht, seine eigene Strategie durchzuziehen und dadurch die Marken weitgehend ausgehöhlt. Jil Sander hatte sich infolge eines Streits mit Bertelli bereits vor über einem Jahr vom Konzern zurückgezogen. Der Prada-Chef wollte auch Karl Lagerfeld, der die Fendi Marke zu Ruhm brachte, kündigen. Um die Schulden von 1,2 Mrd. Euro umzustrukturieren, begibt Prada nun eine Unternehmensanleihe von 700 Mio. Euro. Ursprünglich wollte Prada bereits im vergangenen Frühjahr den Börsengang wagen. Bertelli verspricht nun "innerhalb der kommenden drei Jahre" das Going Public. Über die heurigen Gewinnerwartungen wird geschwiegen. Der Vorjahresgewinn von 94,6 Mio. Euro wird sicher nicht erreicht. Jil Sander schrieb in den ersten neun Monaten rote Zahlen, auch Fendi dürfte laut Analysten defizitär abschließen. (tkb, DER STANDARD, Printausgabe 26.11.2001)