Die ARD will den Einstieg des US-Konzerns Liberty Media in das deutsche Kabelfernsehen verhindern. "Wir werden nächste Woche eine Stellungnahme abgeben und uns darin für eine Untersagung aussprechen", sagte der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen der Süddeutschen Zeitung zum betreffenden Prüfverfahren beim Bundeskartellamt. "So wie Liberty zurzeit auftritt, würden die mit ihrem Vorhaben den deutschen Fernsehmarkt sprengen", meinte Pleitgen. Auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte am Samstag über entsprechende Pläne der ARD berichtet. Liberty will rund 60 Prozent des Kabelnetzes der Deutschen Telekom für 5,5 Mrd. Euro (75,7 Mrd. S) kaufen. Dem Geschäft müssen die Kartellbehörden noch zustimmen. Der US-Konzern will auch beim Bezahlfernsehen Premiere World der Kirch-Gruppe einsteigen. Auch diese Transaktion wurde beim Bundeskartellamt angemeldet. Standards Die ARD kritisiert unter anderem, dass Liberty beim geplanten Ausbau der Kabelnetze für das digitale Fernsehen mit mehreren hundert Programmen eigene Empfangsgeräte (Decoder) einsetzen will, die nicht dem von den deutschen Sendern festgelegten "MHP"- Standard entsprechen. "MHP" soll gewährleisten, dass jeder Zuschauer dank einer einheitlichen Technik alle Angebote empfangen und jeder Sender alle Zuschauer frei beliefern kann. Auch das ZDF verlangt vom Bundeskartellamt, Liberty Media zum Einsatz des "MHP"-Standards zu verpflichten. Der US-Konzern dürfe den Zuschauern und den Sendern kein Decoder-System vorsetzen, "das uns vorschreibt, welches Programm wie genutzt werden kann", sagte ZDF- Intendant Dieter Stolte der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). RTL Group warnt vor Preiserhöhung Die RTL Group hatte bereits vor einer Preiserhöhung und einer Verknappung des Angebots im Kabelnetz als möglicher Folgen der Übernahme gewarnt. Die deutschen Medienwächter forderten das US- Unternehmen auf, Chancengleichheit zu sichern. Dem Kartellamt ist ebenfalls an einem freien Zugang zum Kabel gelegen. "Wir legen ganz großen Wert auf ein offenes Decoder-System, das den Verbrauchern die Auswahl zwischen verschiedenen Anbietern erlaubt", sagte Kartellamts-Präsident Ulf Böge der SZ. Der Wechsel von einem Kabelanbieter zum anderen dürfe nicht an den Empfangsgeräten scheitern. (APA/dpa)