Im Volksnamen der Slowaken ist - wie in jenem der Slowenen - die alte Eigenbenennung der Slawen erhalten geblieben (noch deutlicher wird dies in dem bei beiden Völkern gleich lautenden Adjektiv slovensky). Die Slawisten nehmen eine Verbindung dieses Volksnamens mit slovo, "Wort" an, die Verknüpfung mit slava, "Ruhm", gilt als (unrichtige) romantisch-verklärende Deutung. Slawische Stämme dürften Ende des 5. Jahrhunderts in das Karpatenland, das von den zuvor dort siedelnden germanischen Quaden verlassen worden war, eingedrungen und weiter in die pannonische Tiefebene geströmt sein; in jener frühen Zeit war der Siedlungsraum der einwandernden Slawen von der Ostsee bis an die Adria noch nicht von den erst im 10. Jahrhundert eindringenden Magyaren unterbrochen.
Diese slawischen Einwanderergruppen wiesen noch keine ausgeprägten Herrschaftsstrukturen auf; die allgemein als friedliebend geschilderten Sippen und kleinen Stämme suchten vor allem bäuerliches Siedlungsland. So konnten sowohl der fränkische Kaufmann Samo, dann das Reitervolk der Awaren und schließlich Karl der Große, der deren Reich zerstörte, über sie eine weitläufige Oberherrschaft errichten. Diese zu festigen, war das Christentum für die Franken das bevorzugte Mittel. Die Vorfahren der Slowaken können sich rühmen, dass bei ihnen die erste christliche Kirche auf slawischem Boden erbaut wurde: Der Stammesfürst Priwina ließ sie auf seinem Gebiet, in Nitra/Neutra, vermutlich 828 vom Salzburger Erzbischof Adalram weihen.
In der Zeit des nationalen Erwachens am Beginn des 19. Jahrhunderts hatten die Slowaken Mühe, ein historisches Gebilde als Vorläufer ihrer nationalen Identität zu finden. Es bot sich dafür nur das von byzantinischen Chronisten so genannte Großmährische Reich an, das ein anderer Stammesfürst, Mojmir, mit der Vertreibung seines Konkurrenten Priwina beiderseits der March schuf. Mojmir hatte Mühe, sein Reich zusammenzuhalten, und wurde schließlich vom fränkischen Oberherrn Ludwig dem Deutschen abgesetzt. Doch auch in dessen Neffen Rastislav, hatten die Franken keinen willfährigen Vasallen. Rastislav ersuchte Byzanz um die Entsendung von Missionaren, die des Slawischen mächtig waren. Der Papst erlaubte den griechischen Mönchen Kyrill und Method, in der Landessprache die Messe zu halten und zu predigen. Sie erfanden auch eine den slawischen Lauten angepasste Schrift, Glagoliza genannt (die komplizierter war als die spätere "kyrillische" Schrift). Ludwig und seinen Bischöfe war die Anlehnung an Ostrom ein Dorn im Auge. Der König setzte Svatopluk/Zwentibald an Rastislavs Stelle. Dieser aber rief sehr bald zum Aufstand gegen die fränkische Bevormundung auf, und er konnte sein Reich nach Tschechien und Südpolen ausdehnen. Noch einmal durfte Method als "Bischof von Pannonien" ins Land zurückkehren. Doch nach seinem Tod kam es erneut zum Konflikt mit dem Frankenreich, die slawische Liturgie wurde verboten, die Griechen wurden durch bairische Priester ersetzt. Das Großmährische Reich begann zu zerfallen. Es bedurfte nur noch des Anstoßes durch die in Pannonien eingefallenen Magyaren: Der letzte großmährische Fürst verlor gegen sie 907 Schlacht und Leben.
Die Magyaren waren mehr als ein halbes Jahrhundert lang der Schrecken des christlichen Europa. Die slawischen Bewohner der pannonischen Tiefebene wurden versklavt. Das Gebirgsland nördlich davon blieb den Slowaken als Rückzugsgebiet, in dem sie ihre Eigenart bewahren konnten. Es war für die Viehherden der Magyaren kein begehrtes Siedlungsland. Dass zunächst noch eine gewisse Kontinuität mit den früheren Herrschaftsbereichen erhalten blieb, lässt sich daran ablesen, dass der Ungarnfürst Geza seinen Sohn Vajk (der bei der Taufe den Namen Stephan annahm) mit dem Fürstentum Nitra belehnte. Sehr bald aber galt das nördliche Gebirgsland als "Oberungarn"; der Name Slowakei wurde erst im 19. Jahrhundert gebildet.
Die Slowaken waren bis 1918 Untertanen des Königreichs Ungarn und teilten dessen Geschicke. Ihr Adel war rasch magyarisiert oder durch ungarische Herren ersetzt worden. Die Slowaken blieben durch Jahrhunderte einfaches Bauernvolk und wurden als solches als "geschichtslos" angesehen, woran auch die Aufstände von Bauern und Bergknappen, die an der Wende zur Neuzeit ausbrachen, nichts änderten. Die Jahre dauernde Besetzung durch den Hussitenführer Jan Giskra erlebte die Slowakei als Schreckensherrschaft. Die Städte, die sich im Laufe des Mittelalters herausbildeten, waren überwiegend Gründungen deutscher Einwanderer, die von den ungarischen Königen ins Land gerufen worden waren, um Bergbau und Handel in Schwung zu bringen. Die Zips/Spis am Südostrand der Tatra mit den Städten Käsmark, Leutschau und elf anderen Städten wurde von den Königen mit Privilegien ausgestattet. Durch den Sieg der Türken bei Mohács 1526 wurde das ungarische Königreich geteilt. Westungarn und Oberungarn (die Slowakei) wurden habsburgisch. Für die Lage der Slowaken änderte sich dadurch nichts.
Preßburg/Pozsony/Bratislava wurde ungarische Königs- und Krönungsstadt; noch bis 1918 waren die Slowaken dort gegenüber Deutschen und Ungarn weit in der Minderheit. Einen Einschnitt in das Leben des Volkes brachte allerdings die Reformation. Ein großer Teil der Bewohner der Slowakei schloss sich - zum Unterschied von den Calvinisten, die bei den Ungarn viele Anhänger fanden - dem Luthertum an. Die Fürsten von Siebenbürgen traten in ihren Querelen mit den Habsburgern gern als Beschützer des neuen Glaubens auf und erzwangen zeitweise Religionsfreiheit. Durch die Gegenreformation aber wurde die Mehrheit der Bevölkerung, oft gewaltsam, in den Schoß der römischen Kirche zurückgeholt, die sich hier - anders als in Tschechien - eine treue Bastion erhalten konnte. Ein besonders grausames Exempel statuierte der kaiserliche General Caraffa im Blutgericht von Presov (1622), wobei er keinen Unterschied zwischen Slowaken, Deutschen und Ungarn machte - die protestantische Volksbewegung war nicht national ausgerichtet. Waren das oft Konflikte der Großen, in denen es letztlich um die Behauptung der Habsburger gegenüber Rakoczy und anderen ungarischen Fürsten ging, so hatte das slowakische Volk seine eigenen Helden, so den legendenumwobenen Räuberhauptmann Juraj Janosik, eine Art Robin Hood, der 1713 gehenkt wurde. Das Toleranzpatent Kaiser Josephs II. gab den Protestanten der Slowakei endlich wieder Entfaltungsmöglichkeiten. Allerdings wurde ihre Kirchenliteratur zunächst in tschechischer Sprache geschrieben, und namhafte Lutheraner schlugen Tschechisch als Hochsprache auch der Slowaken vor (sie wurden so Vorläufer des in der Ersten Republik nach 1918 vertretenen "Tschechoslowakismus"). Der Entdecker der Eigenständigkeit der slowakischen Sprache war ein katholischer Geistlicher, Anton Bernolák; Lehrer am Priesterseminar in Preßburg, zog er die Mundart der westlichen Slowakei für die erste slowakische Grammatik (1787) heran, ebenso für ein Wörterbuch, das neben den Unterschieden zwischen Slowakisch und Tschechisch auch die entsprechenden lateinischen, deutschen und ungarischen Wörter festhielt. In der beginnenden, von Herders Ideen beflügelten Romantik breitete sich die Idee, Nation und Sprache gleichzusetzen, auch in der Slowakei aus. Hervorragendster Vertreter dieser Idee war ein protestantischer Gelehrter, Ludovit Stúr (1815- 56). Er hatte im deutschen Halle studiert und wurde dann Leiter des Slawischen Instituts in Preßburg. Sein Buch "Die slowakische Sprache oder die Notwendigkeit, in dieser Sprache zu schreiben" fand große Verbreitung. Er und seine Mitarbeiter bestanden darauf, im Slowakischen eine eigenständige slawische Sprache zu sehen. Für die Festlegung der slowakischen Schriftsprache wählten sie den mittelslowakischen Dialekt, der die Vereinheitlichung leichter durchsetzbar machte. Wegen der vor allem für die Regierenden in Wien auf Deutsch verfassten Schrift Die Klagen und Beschwerden der Slawen über die Übergriffe der Magyaren wurde Stúr 1844 von seinem Lehramt entlassen. Er sammelte Volkslieder und Sagen, gründete eine Dichterschule und wurde zum Organisator der ersten slowakischen Freiheitsbewegung; das Jahr 1848 sollte deren große Hoffnungen beflügeln. (DER STANDARD-ALBUM, Print-Ausgabe, 24./25. 11. 2001)