International
Afghanische Parteien kommen auf dem Petersberg zusammen
32 Delegierte sollen Grundstein für neue Zukunft legen - Konferenz wird am Dienstag eröffnet
Königswinter - Einen Tag vor Beginn der
Afghanistan-Konferenz in Deutschland sind die bereits eingetroffenen
Delegationsmitglieder zu ersten Vorgesprächen zusammengekommen. Auch
der UNO-Sonderbeauftragte Lakhdar Brahimi nahm getrennte Beratungen
mit den Parteien und Stammesführern auf. Von den 32 eingeladenen
Delegierten waren bis Montag vormittag etwa zwölf auf dem Petersberg
bei Bonn eingetroffen, wie ein Sprecher des deutschen Auswärtigen
Amts in Königswinter mitteilte.
Die Konferenz soll nach Ankunft aller Teilnehmer am Dienstag
offiziell eröffnet werden. Entsprechend einem Fünf-Punkte-Plan der
Vereinten Nationen wollen die Delegierten innerhalb von 10 bis 14
Tagen die Grundlagen für die Bildung einer Übergangsregierung legen,
die auf die Unterstützung aller Volksgruppen bauen und das vom Krieg
zerstörte Land in eine neue Zukunft führen soll. Nach siebenwöchigen
Luftangriffen der USA und dem Sturz der Taliban-Herrschaft in Kabul
liegt die Macht jetzt faktisch bei der Nordallianz, in der Afghanen
tadschikischer und usbekischer Abstammung dominieren.
Erster Erfolg
In Kreisen der deutschen Vorbereitungsgruppe wurde es bereits als
Erfolg gewertet, dass sich alle Gruppen erstmals an einen Tisch
setzen. Mit jeweils elf Delegierten stellen die afghanische
Nordallianz und die Rom-Gruppe des ehemaligen Königs Mohammed Zahir
Schah die größten Abordnungen. Mit jeweils fünf Delegierten sind die
überwiegend von Paschtunen gebildete Peshawar-Gruppe und die
Zypern-Gruppe der dort im Exil lebenden Afghanen auf dem Petersberg
vertreten. In den beiden großen Delegationen haben jeweils drei, in
den kleineren Delegationen jeweils zwei Abgesandte Beraterstatus.
Die Nordallianz erhofft sich vom Afghanistan-Treffen in Bonn
Schritte zum Frieden und zu einem politischen Neuanfang. "Wir
erwarten klare Zusagen für einen Fahrplan, wie es weiter gehen soll",
sagte der Außenminister der Nordallianz, Abdullah Abdullah, am Montag
in Kabul. "Auf unserer Seite gibt es den festen Willen, diese
Gespräche zu einem Erfolg zu machen", sagte Abdullah. Er warnte vor
zu großen Erwartungen. Die Konferenz von Bonn sei "sehr bedeutsam",
sagte Abdullah. "Aber dies ist nicht das letzte Treffen", fügte er
hinzu.
Interessen der Nachbarstaaten
Die iranische Regierung hat die Teilnehmer der Konferenz
aufgerufen, die Interessen der Nachbarstaaten Afghanistans zu
berücksichtigen. Der Iran werde "jede Entscheidung über Afghanistan
im Rahmen der UNO" akzeptieren, sagte ein Vertreter des
Außenministeriums der Tageszeitung "Iran" vom Montag. Für die
Regierung in Teheran seien auch die Interessen der Afghanen wichtig.
Wichtigstes Ziel der Afghanistan-Konferenz (Punkt 1 des UNO-Plans)
ist die Bildung eines provisorischen Rates (Punkt 2), der für die
Dauer von etwa zwei Jahren eine Übergangsverwaltung für Afghanistan
einsetzen soll (Punkt 3). In einem vierten Schritt ist die
Einberufung der traditionellen Großen Versammlung (Loja Dschirga) von
Politikern, Stammesältesten und Gelehrten aller Volksgruppen geplant.
Eine neue Verfassung und eine stabile Regierung schließen in der
fünften Phase den politischen Prozess ab.
"Das afghanische Volk braucht dringend Frieden, um das Land wieder
aufzubauen", sagte am Sonntagabend UNO-Sprecher Ahmad Fawzi in
Königswinter. "Mit der Einwilligung, hierher zu kommen, haben die
Parteien einen guten Anfang gemacht. (APA/AP/dpa)