Berlin - Die überarbeitete Ausstellung zu Verbrechen der deutschen Wehrmacht während 1941 und 1944 wird an diesem Dienstag in Berlin präsentiert. Sie war nach Auseinandersetzungen um die Richtigkeit der Darstellungen vor zwei Jahren abgesetzt worden. Die Ausstellung wird von dem Hamburger Institut für Sozialforschung unter Jan Philipp Reemtsma organisiert. Sie wird bis zum 13. Jänner 2002 im Museumsgebäude "Kunst-Werke" gezeigt und geht anschließend nach Bielefeld. Mit rund 800 Quadratmeter Fläche ist die neue Ausstellung etwa doppelt so groß wie die alte. In der ersten Ausstellung waren auf einigen der 1400 gezeigten Fotos irrtümlicherweise Verbrechen sowjetischer Truppen als Taten der Wehrmacht dokumentiert worden. Die neue Ausstellung hält nach Angaben des Historikers Hans Mommsen an der These fest, dass die Wehrmacht an Planung und Durchführung von Hitlers Rassen- und Vernichtungskrieg "umfassend beteiligt" war. Mommsen, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates der Ausstellung, betonte, dass die neue Schau noch weitergehendere systematische Verstrickungen der Wehrmacht im Vernichtungskrieg nachweist als bisher bekannt. Die Wehrmacht sei eine "entscheidende" Institution beim Völkermord gewesen, sagte Ulrike Jureit, Sprecherin des Ausstellungsteams. Im neuen Ausstellungsbereich "Handlungsspielräume" werde anhand von Beispielen unterschiedliches Verhalten bei gleicher Befehlslage dokumentiert. Gegen die erste Ausstellung, die in 33 Städten in Deutschland und Österreich gezeigt wurde, hatte sich erheblicher Protest formiert. Ehemalige Soldaten sahen darin die Wehrmacht verunglimpft und in Bausch und Bogen abgeurteilt. Rechtsradikale hatten mit zum Teil gewaltsamen Protesten versucht, die Ausstellung zu verhindern. Auch in Berlin wollen Rechtextremisten am kommenden Samstag gegen die Schau demonstrieren. (APA)