Wirtschaft
USA: Rezession jetzt offiziell
Wirtschaft schrumpft seit März 2001 - Bush kämpft um Zustimmung für Konjunkturprogramm
Washington - Nach einem zehnjährigen Aufschwung stecken
die Vereinigten Staaten seit März in der Rezession. Das gab das
zuständige Wirtschaftsforschungsinstitut National Bureau of Economic
Research (NBER) am Montag in Washington bekannt. Die größte
Volkswirtschaft der Welt erreichte demnach im März nach genau zehn
Jahren Boom ihren Höhepunkt und schrumpft seitdem. Damit sei der
bisher längste Aufschwung seit 1920 beendet gewesen, betonten die
Experten.Arbeitsmarkt als wichtigstes Indiz
Das NBER ist von Amts wegen damit betraut, die Dauer der
Wirtschaftszyklen in den USA festzulegen. Als wichtigstes Indiz sehen
die Experten dabei die Beschäftigung, die im März ihren Gipfel
erreichte. Eine Rezession bedeute einen bedeutenden, nicht nur wenige
Monate anhaltenden Rückgang von Produktion und Beschäftigung,
Realeinkommen und Handel. In den vergangenen sechs Rezessionen sei
die Industrieproduktion durchschnittlich um 4,6 Prozent gefallen und
die Beschäftigung um 1,1 Prozent geschrumpft, betonte das NBER
weiter. Die jüngsten Daten zeigen demnach, dass der zuletzt gemessene
Rückgang groß genug ist, um ihn als Rezession zu werten.
Daten zum Arbeitsmarkt und etwa zur Industrieproduktion lägen
häufiger vor als die Angaben zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) als
bloßem Maß der Wirtschaftsleistung, betonte das NBER.
BIP-Berechnungen gebe es nur vierteljährlich, zudem würden die Zahlen
häufig korrigiert. Die meisten anderen Experten sehen einen
BIP-Rückgang in zwei aufeinander folgenden Quartalen als Rezession
an. Ende dieser Woche sollen neue Berechnungen zum BIP in den USA im
dritten Quartal vorliegen, für die Euro-Zone und die gesamte
Europäische Union werden am Donnerstag erste Zahlen erwartet.
Bush kämpft um Zustimmung für Wirtschaftsprogramm
US-Präsident George W. Bush hat sich indes nach Angaben des
Präsidialamtes besorgt über die Situation der US-Wirtschaft gezeigt
und den Senat aufgefordert, einem Konjunkturprogramm zuzustimmen.
Präsidialamtssprecher Ari Fleischer sagte am Montag, Bush sei "seit
langer Zeit in Sorge um die Stärke der Wirtschaft". Sollte es
wirklich eine Rezession geben, sei es umso wichtiger, dass der Senat
das Konjunkturprogramm verabschiede, sagte Fleischer.
Das von den Republikanern Bushs kontrollierte Repräsentantenhaus
und der von den Demokraten dominierte Senat streiten sich über die
Ausgestaltung des Wirtschaftsprogramms. Während Bush großzügigen
Steuererleichterungen für Unternehmen den Vorzug gibt, wollen die
Demokraten die Ausgaben für die Arbeitslosenunterstützung erhöhen. (APA)