Die Landesmedienanstalten haben einen immer stärkeren Rückgang der politischen Informationssendungen im deutschen Fernsehen kritisiert. "Alle Vollprogramme sind mittlerweile primär unterhaltungsorientiert", sagte der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, Norbert Schneider, am Montag in Köln bei der Vorstellung einer Studie über den Programmalltag in Deutschland. 90 Prozent der Nettosendezeit reine Unterhaltung Der Studie zufolge besteht bei den Sendern RTL II und Kabel 1 die Nettosendezeit mittlerweile zu mehr als 90 Prozent aus reiner Unterhaltung. "In jedem der acht deutschen Fernsehvollprogramme liegt die Quote der politischen Informationsangebote im Jahr 2001 unter den Werten von 1999", sagte der Autor der Studie Hans-Jürgen Weiß. Das ZDF wies die Kritik zurück. Weniger Sendezeit für politische Information Weil die gesetzlichen Mindestanforderungen für Vollprogramme unterschritten würden, hätten die Landesmedienanstalten die Sender RTL II und Kabel 1 schon mehrfach auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Bisher sei jedoch eine angemessene Reaktion ausgeblieben, sagte Schneider weiter. Bei RTL, SAT 1, ProSieben und Vox erreiche der Unterhaltungsanteil zwischen 75 und 80 Prozent. Und auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern machten Unterhaltungssendungen in der so genannten Prime Time zwischen 18 und 23 Uhr etwa 60 Prozent des Programms aus. Gleichzeitig gebe es immer weniger Sendezeit für politische Information. Die beiden öffentlich-rechtlichen Programme sind der Studie zufolge von dem Rückgang am stärksten betroffen. Sowohl ARD als auch ZDF sendeten 2001 in der Prime Time nur noch rund 15 Prozent politische Informationen, 1999 seien es noch jeweils 20 Prozent gewesen. Bei den privaten Fernsehanstalten seien die extrem niedrigen Werte von 1999 noch einmal unterschritten worden. Hier liegt der Anteil bei 0,4 bis 1,9 Prozent in der Prime Time, vor zwei Jahren waren es noch 1,4 bis 3,4 Prozent. "Kein Trend zur Unterhaltung ZDF-Intendant Dieter Stolte erklärte dagegen, die Informationsleistung seines Senders liege auf unverändert hohem Niveau. "Bei einem Anteil des Informationprogramme von rund 50 Prozent, könne man nicht allen Ernstes von einem Trend zur Unterhaltung sprechen", erklärte Stolte. Leichte Schwankungen der Anteile der politischen Berichterstattung seien normal und spiegelten die tatsächlichen Entwicklungen in Politik und Gesellschaft wider. (APA)