Wien - Der eigentliche Grund für die Freitag beschlossene Chipkarte ist neben den Turbulenzen um die Einhebung der Chipkartengebühr etwas ins Hintertreffen geraten: Der elektronische Krankenscheinersatz soll vor allem nachhaltige Einsparungen bringen. Eine Studie der Unternehmensberatung GCI Management benennt nun erstmals das Einsparungspotenzial der Chipkarte. Durch einen "effizienteren Prozess der Belegbearbeitung" könnten zumindest die 800 Millionen Schilling (58 Mio. EURO), die jährlich an Krankenscheingebühren eingenommen werden, eingespart werden, sagt Unternehmensberater Franz Fraundorfer im STANDARD-Gespräch. Kostensenkung um 94 Prozent Die Health-Management-Experten von GCI haben das Einsparpotenzial der Chipkarte durch einen Vergleich mit dem Zahlungsverkehr der Banken ermittelt. Nach Angaben von deutschen und österreichischen Banken koste die Bearbeitung eines handschriftlichen Erlagscheins 15 bis 20 Schilling. Durch die Umstellung auf beleglosen Zahlungsverkehr sinken diese Kosten um 94 Prozent. Die Einführung der Chipkarte würde vergleichbare Spareffekte bringen, sind die GCI-Gesundheitsexperten überzeugt. Derzeit müssen jährlich fast 100 Millionen Belege (44 Mio. Kranken- und Überweisungsscheine, 53 Mio. Rezepte) in Papierform verarbeitet werden. Lege man die im "ausoptimierten System" der Banken üblichen 20 Schilling Abwicklungskosten an, ergebe das fast zwei Mrd. S Verwaltungsaufwand. Selbst Exsozialministerin Lore Hos- tasch sagte 1997, dass das Einheben der 50 Schilling Krankenscheingebühr mehr als 21 Schilling koste. Durch eine optimierte Verrechnung mit der Chipkarte seien daher beträchtliche Einsparungen lukrierbar, so Fraundorfer. Externen Prozessmanager gefordert Der Unternehmensberater plädiert wegen der "Partikularinteressen" von Hauptverband, Ärzten, Wirtschaft und Softwarefirmen für einen "externen neutralen Prozessmanager" für eine optimale Systemumstellung auf die Chipkarte - wie in der Schweiz. Im Hauptverband der Sozialversicherungen geht man davon aus, dass sich die Chipkarte nach fünf Jahren rechnet und dann Einsparungen wirksam werden. Die Betriebskosten für die ersten fünf Jahre werden insgesamt 500 Millionen Schilling betragen. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 27.11.2001)