Wien - "Mit der Liberalisierung dieser Eingriffe ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche deutlich zurückgegangen, europaweit. Die Befürchtungen der Abtreibungsgegner sind nicht eingetreten", stellte Peter Wagenbichler, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF), in einer von der Stadt Wien organisierten Enquete fest.

Wiens Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann-Höcker trat Montag für die Beibehaltung der österreichischen Fristenlösung ein, wie sie 1975 eingeführt worden war. Sie fürchtet aber, dass die schwarz-blaue Bundesregierung die Ankündigungen von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel umsetzen und statt der Fristenlösung eine Indikationslösung einführen wird. Eine Indikationslösung wäre in ihren Augen "Heuchelei pur". Die besser Gebildeten hätten mehr Chancen, einen Grund zum Schwangerschaftsabbruch zu finden als die Ärmeren, die sich nicht so gut ausdrücken können. Weiter verbessern will Pittermann die Aufklärung für Burschen und Mädchen. Zudem will sie die Kosten für Abtreibung, die in Wien zwischen 6000 und 12.800 Schilling schwanken, auf 6000 vereinheitlichen.

Mit geschätzten 20.000 Abtreibungen pro Jahr liegt Österreich im europäischen Mittelfeld. Partner, Einkommen und Alter spielen eine große Rolle, zitiert Wiens Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger aus einer Boltzmann-Studie. 40 Prozent treiben auf Drängen des Partners ab, 20 Prozent ohne sein Wissen und 40 Prozent entscheiden gemeinsam. (lyn/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. November 2001)